In Memoriam: Interview mit „James Bond“ – Mein Name ist Moore. Sir Roger Moore

Sir Roger Moore. Aufnahme von 2010.
Sir Roger Moore. Aufnahme von 2010. Foto: dpa

Als James Bond kämpfte er einst gegen Beißer, im Alter kämpfte Sir Roger Moore gegen das Reißen im Rücken. Beim Interview mit unserer Zeitung in Köln im Frühjahr 2009 ließ er sich aber nicht anmerken, dass er Schmerzen hat. Er war mit seiner Frau, Lady Kristina, gekommen, um seine Autobiografie vorzustellen und für Unicef zu werben. Heute, am 23. Mai 2017, verstarb Roger Moore nach kurzem Krebsleiden.

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Unser Interview von 2009:

Sir Roger Moore. Aufnahme von 2010.

dpa

Das Archivfoto, etwa im Jahr 1953 aufgenommen, zeigt den jungen Schauspieler Roger Moore und die Sängerin Dorothy Squires kurz nach ihrer Hochzeit.

Schauspieler Roger Moore (l) fährt am 2. Juni 1965 auf einem Tandem in Stockholm.

Schauspieler Roger Moore (2. v.l) aufgenommen am 6. Oktober 1970 während eines Vorabbesuchs bei der Internationalen Bootsausstellung in London.

Schauspieler Roger Moore wird am 4. Januar 1972 von Miss Vereinigtes Königreich (l) und Miss USA geküsst.

Schauspieler Roger Moore im Jahr 1972.

PA/ PA

Roger Moore 1972 bei Dreharbeiten zum Film „James Bond 007 – Leben und sterben lassen“.

AP/ AP

Roger Moore 1983 inmitten von sieben Darstellerinnen aus dem Film «Octopussy«.

PA/ PA

„James Bond“- Darsteller Roger Moore in Szene des Films „James Bond 007 ˇ Octopussy“ (1983).

Der britische Schauspieler Roger Moore steht mit seinen Kolleginnen Tanya Roberts (l) und Grace Jones (r) am 17. August. 1984 am Set des Films „James Bond 007“ – Im Angesicht des Todes„

Schauspieler Roger Moore (M), Schauspielerin Fiona Fullerton (l) und Schauspielerin Tanya Roberts, aufgenommen am 7. Januar 1985 während der Wiedereröffnung des größten Filmstudios in den Pinewoods Studios bei London

Roger Moore mit den Schauspielerinnen Maud Adams (l.) und Britt Ekland in “James Bond 007 – Der Mann mit dem goldenen Colt„.

United Artists und Danjaq, LL/ United Artists und Danjaq, LL

Roger Moore als UNICEF-Botschafter 1997 in Bonn.

Michael Jung/ Michael Jung

Sir Roger Moore 2003 im Buckingham Palace in London.

Kirsty Wigglesworth/ Kirsty Wigglesworth

Der Schauspieler Roger Moore (r) und seine dänische Frau Kristina Tholstrup fahren am 25. 06. 2013 in Aachen (Nordrhein- Westfalen) bei der Eröffnungsfeier des Reitturnier CHIO in einer Kutsche.

dpa

Sir Roger Moore und seine Frau Kristina 2015 bei eienr Gala in Monte Carlo.

Arnold Jerocki/ Arnold Jerocki

Sir Roger Moore 2015 bei einer Gala in Monaco.

Arnold Jerocki/ Arnold Jerocki

Eine geradezu fürstliche Aura umschwebt ihn zunächst; Sir Roger ist höflich, zuvorkommend. Doch dann bricht immer wieder der Schalk aus ihm hervor – und der große Roger Moore wird unglaublich nahbar. Sein britisches Englisch ist umwerfend; Sir Roger schnurrt wie ein Kater, wenn er mit sanfter, sonorer Stimme spricht.

Mister Bond, da draußen ist Chaos: Finanzkrise, Terrorismus – wie können Sie hier so entspannt sitzen und ein Interview geben?
(grinst) Oh, das fällt mir sehr leicht. Ich bin nämlich in Wirklichkeit Roger Moore...

James Bond wäre wohl nicht auf die Idee gekommen, gegen das Übel der Welt anzureden. Glauben Sie an die Kraft des Wortes?
Ich halte es mit Winston Churchill. Der sagte: “To jaw-jaw is better than to war-war.„ (Es ist besser, ein Schwätzchen zu halten, als Krieg zu führen.)

Welche Rede hat Sie besonders beeindruckt?
Das war vor sieben Jahren; Bill Gates sprach vor den Vereinten Nationen und rief die Menschen auf, Frieden zu halten um der Kinder willen. Er sagte, dass die Kinder nicht länger warten können – das war sehr bewegend.

Halten Sie selbst gern Reden?
Ehrlich gesagt nicht. Ich schreibe keine Reden, ich sage hier und da ein paar freie Worte.

Haben Sie erlebt, dass Ihre Worte für andere sehr wichtig waren?
Ich hoffe, dass sie wichtig sind, wenn wir für Unicef Geld sammeln.

Im Bereich Film durften Sie Worte sprechen, die zu den legendärsten überhaupt gehören: “Mein Name ist Bond. James Bond.„ Sind Sie stolz darauf?
Sie fragen mich, ob ich stolz darauf bin?

Ja.
Warum?

Der Satz ist eine Legende geworden!
Das ist witzig – mir kam es nie so vor, dass dieser Satz so viel bedeutet.

Haben Sie sich nie Gedanken über den Satz gemacht?
Nein... “Mein Name ist Bond. James Bond.„ Hm... “Mein Name ist Bond. James Bond.„ Das klingt eigentlich sehr arrogant, finden Sie nicht auch? Bond ist wirklich ein arroganter Mann.

Selbstsicher auf jeden Fall. Hatten Sie jemals das Gefühl, wirklich James Bond zu sein?
Nur wenn die Kamera lief.

Sind Sie froh, dass Sie nicht wirklich James Bond sind?
Oh ja, ich hätte es gehasst, wenn ich in Wirklichkeit Bond gewesen wäre!

Warum?
Ich wäre heute bestimmt erschossen und ein toter Bond.

Mögen Sie die Figur eigentlich?
Ich mag es, dass die Filme solch großartige, spektakuläre Unterhaltung boten und immer noch bieten. Was ich aber nicht mag, sind diese großen Explosionen. Ich selbst habe immer versucht, Bond als einen Mann zu spielen, der viel Humor hat.

Warum mögen wir die Vorstellung, dass ein Mann die ganze Welt retten kann?
Es ist eine Fantasie; Bond ist der heilige Georg, der den Drachen besiegen kann.

Fühlten Sie sich als großer Drachenkämpfer und Held, als Sie Botschafter der Unicef wurden?
Nein, ganz im Gegenteil. Ich habe schreckliche Dinge gesehen, und da fühlte ich mich so schwach und nicht in der Lage, zu helfen. Wenn ich Kriegsgebiete besucht habe und verwundete Kinder getroffen habe, habe ich mir gewünscht, mehr Macht zu haben. Ich konnte mich nur damit trösten: “Du hast diese Dinge gesehen, und nun ist es deine Aufgabe, den Menschen davon zu erzählen."

Wie werden Sie mit solchen Erfahrungen fertig?
Ich muss den Blick auf das richten, was wir bereits erreicht haben. Ich habe vor einiger Zeit in den USA ein Heim für Latino-Straßenjungs besucht. Dort konnten sie Unterschlupf finden, etwas essen, sich ausruhen, hier wurden ihre Kleider gewaschen. Wir saßen lange bei den Kindern, haben uns mit ihnen unterhalten – das sind sehr bewegende Momente.

Wenn Sie den Menschen von dieser düsteren Seite des Lebens erzählen: Wie reagieren sie darauf?
Viele sind sehr offen, ja. Und ich erlebe es sehr oft, dass die Menschen gern zu Unicef-Veranstaltungen kommen und sehr generös sind. Kürzlich habe ich in Melbourne nach einem Gespräch mit einem Manager einen Scheck über vier Millionen Dollar von ihm bekommen.

Ist es leicht, Geld von Reichen zu bekommen?
Nicht immer.

Das kann ich mir vorstellen.
Ich war in Florida, als ein Preis für die schönsten Luxusboote vergeben wurde; ein Freund hatte mich eingeladen und gesagt, dass ich dort über Unicef reden könnte und dass die Bootdesigner eine Menge Geld übrig hätten. Ich sprach also, und anschließend kam jemand zu mir und sagte, dass er bloß einige Hundert Dollar im Portemonnaie hätte. Dass er sich aber darum kümmern würde, dass ich eine Menge Spenden bekäme. Am Ende der Veranstaltung hatte ich 50 000 Dollar bekommen und immerhin das Versprechen, dass man Unicef weiterhin unterstützen würde.

Wäre die Arbeit für Sie leichter, wenn Sie einige Erfindungen von Q zur Verfügung hätten?
Ich glaube, dass Q alles erfinden könnte. Er würde sogar wundervolle Ideen entwickeln, wie man Moskitos loswerden könnte, sodass die Kinder keine Angst mehr vor Malaria haben müssen. Mit ein paar Bond-Spielzeugen würde alles in der Welt besser funktionieren – aber das ist nur ein Gedankenspiel.

Wie passt das zusammen: Mit James Bond haben Sie eine Figur gespielt, die im Luxus schwelgte – und als Roger Moore sind Sie der Held der armen Kinder?
Da haben Sie Recht... Ein James Bond tut aber nun mal das, was im Drehbuch steht... (lächelt) Und ich tue das, was ich im wirklichen Leben tun möchte. Bond hat mich bekannt gemacht, und so kann ich mich heute für die Kinder einsetzen.

Er ist also immer noch nützlich für Sie.
Das kann man so sagen, ja. Deshalb rede ich auch heute immer noch gern über ihn; er ist Teil meines Lebens. Und ich freue mich, wenn Menschen mit mir über die Filme diskutieren oder Geschichten von damals hören wollen.

Darf ein Superheld alt werden?
Nicht auf der Leinwand.

Können Sie sich einen 81-jährigen James Bond vorstellen?
Ich bin sicher, dass er nie so alt werden wird; irgendein feindlicher Agent tötet ihn vorher.

Schade um ihn! Vielleicht könnte er mit 81 ja ganz glücklich sein! Verheiratet... mit Enkelkindern...
Verheiratet? Nein, nein. Er war einmal verheiratet, den Fehler begeht er nicht noch einmal.

Aber er würde seinen Martini noch lieben.
Oh ja – wenn er nicht durch eine Kugel stirbt, dann tötet ihn irgendwann seine Alkoholleber.

Das Gespräch führte Michael Defrancesco im Frühjahr 2009