Rheinland-Pfalz wirbt auf der ITB: Ein Interview mit Wirtschaftsminister Volker Wissing

Radwandern, wandern, die Natur erleben: Die Themen, mit denen Rheinland-Pfalz bei Urlaubern punkten will, sind nicht neu. Jetzt nehmen die Touristiker den Gast noch stärker unter die Lupe. Auch eine neue Tourismusstrategie soll diese Fragen beantworten. Foto: Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH/Dominik Ketz
Radwandern, wandern, die Natur erleben: Die Themen, mit denen Rheinland-Pfalz bei Urlaubern punkten will, sind nicht neu. Jetzt nehmen die Touristiker den Gast noch stärker unter die Lupe. Auch eine neue Tourismusstrategie soll diese Fragen beantworten. Foto: Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH/Dominik Ketz

Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) sieht den Tourismus in Rheinland-Pfalz nicht als Randerscheinung seines Ressorts. Im Interview mit unserer Zeitung setzt er große Erwartungen in die Entwicklung der Tourismusstrategie 2025, verspricht sich vom Querdenken neue Impulse. Auch der Verkauf des Flughafens Hahn könne dazu beitragen.

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Wie wichtig ist es für das Land Rheinland-Pfalz, sich auf der weltgrößten Tourismusmesse in Berlin zu präsentieren?

Die ITB ist mit mehr als 120.000 Fachbesuchern die Leitmesse der weltweiten Reisebranche. Rheinland-Pfalz ist seit 1977 jedes Jahr mit einem Gemeinschaftsstand auf der ITB vertreten. Alle zehn Regionen, die Jugendherbergen, der Nationalpark oder die Romantic Citys sind dabei, informieren über touristische Trends und Produkte im Land, sprechen mit alten und neuen Kunden und Geschäftspartnern. Die ITB ist eine wichtige Kontaktbörse.

Aber das Risiko, bei der Vielzahl von Anbietern nur bedingt wahrgenommen zu werden, ist doch nicht von der Hand zu weisen. Hätte eine verstärkte Konzentration auf kleinere Messen nicht größere Erfolgsaussichten?

Das ist nicht zuletzt eine Entscheidung der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH – die gemeinsame Marketingorganisation der Regionen und Verbände für den Tourismus. Die RPT hat im vergangenen Jahr ihr Marketingkonzept angepasst und stellt ihre Marketinginstrumente auf den Prüfstand. Dazu gehört auch, genauer hinzuschauen, auf welchen Messen sich das Land künftig in welcher Weise präsentiert.

Und wie steht es um die Eigenwerbung im Ausland? Rheinland-Pfalz profitiert doch von einer Vielzahl von Gästen, etwa aus Großbritannien oder den Benelux-Ländern.

Ausländische Gäste sind wichtig – rund ein Viertel aller Übernachtungen wird durch Gäste aus dem Ausland generiert. Und wir werben auch um ausländische Gäste. Es gibt ein gezieltes Marketing in ausgewählten Quellmärkten, das sich vor allem an Reiseveranstalter und an Multiplikatoren, etwa Journalisten, richtet.

Erwarten Sie, dass der Flughafen Hahn auch nach dem Verkauf ein signifikantes Tor für Touristen aus anderen Ländern sein wird?

Soweit wir wissen, wird es auch weiterhin eine Ausrichtung auf den Passagier- und Frachtverkehr geben. So hoffen wir natürlich, dass unsere Gäste auch über den Flughafen Hahn kommen. Darin können auch neue Chancen für den Tourismus liegen.

Wandern, Radwandern und Wein sind drei Säulen, auf denen das Tourismuskonzept des Landes fußt. Ist man damit richtig unterwegs, oder müsste man sich Ihrer Meinung nach auch einmal abseits dieser Pfade bewegen?

Ich bin ein Freund neuer Impulse und des Querdenkens. Insofern: Ja, bitte auch abseits der alten Pfade bewegen. Vor allem, da wir gerade mit den Partnern aus der Branche an der Tourismusstrategie 2025 arbeiten. Ich möchte das touristische Profil des Landes schärfen. Das heißt aber nicht, dass wir Bewährtes aufgeben sollten. Wandern etwa ist ein bundesweites Trendthema und in Rheinland-Pfalz eine Erfolgsgeschichte.

Wie entwickelt sich der Nationalpark Hunsrück-Hochwald?

Der Nationalpark entwickelt sich gut. Die Rangertouren sind gefragt, das Angebot im Park ist mittlerweile beachtlich – da ist für jeden etwas dabei. Natürlich ist die Entwicklung noch nicht am Ende. Den Park gibt es gerade mal zwei Jahre. Die Landesregierung möchte eine langfristige und ganzheitliche Entwicklung von Hunsrück und Hochwald ermöglichen.

Das Thema „Schöne Landschaft“ ist ein viel zitierter weicher Standortfaktor. Wie stark trägt er zur Wirtschaftskraft in Rheinland-Pfalz bei?

So weich ist dieser Standortfaktor nicht. Ein Beispiel: Die schöne Landschaft hat uns in die Lage versetzt, ein Netz an Prädikatswanderwegen zu schaffen, das in Deutschland und Europa seinesgleichen sucht. Das bringt Einnahmen in die Regionen. Allein an den 26 Traumpfaden am Mittelrhein sorgen Tagestouristen für einen Jahresumsatz von 3,1 Millionen Euro. Das sichert Arbeitsplätze. Ein Premium-Wanderangebot erhöht die Bekanntheit einer Region insgesamt. Deshalb freuen wir uns ja auch immer so, wenn die Fachwelt bestätigt, dass unsere Wanderwege zu den schönsten in Deutschland gehören.

Sehen Sie hier noch Ausbaupotenzial?

Es ist wichtig, im Wettbewerb der Reisedestinationen gut aufgestellt zu sein. Dazu brauchen wir noch mehr Investitionen, eine Weiterentwicklung der Infrastruktur und einen gemeinsamen Marktauftritt mit starken und modernen Botschaften. Daran möchte ich gemeinsam mit den Kommunen und Betrieben arbeiten.

Wie wichtig ist der Tourismus für Rheinland-Pfalz? Und wie viel „Tourismusminister“ steckt im Wirtschaftsminister Wissing?

Der Tourismus ist mir ein sehr wichtiges Anliegen. Ziele meiner Wirtschaftspolitik sind ein attraktiver Wirtschaftsstandort und ein starker Mittelstand. Der Tourismus ist mit einem Bruttoumsatz von rund 7,2 Milliarden Euro eine wichtige Branche im Land. Rund 150.000 Menschen verdienen ihren Lebensunterhalt im Tourismus – das sind nicht exportierbare Arbeitsplätze, die überwiegend von kleinen und mittleren Betrieben gesichert werden, auch gerade im ländlichen Raum. Zudem: Als Rheinland-Pfälzer schätze ich den kulturellen Reichtum und die Schönheit der Natur in unserem Land. Ich möchte dazu beitragen, sie zu bewahren, sie zu entwickeln und für unsere kommenden Generationen gut aufzustellen.

Abschließende Frage: Wenn Sie gefragt werden, warum es sich lohnt, in Rheinland-Pfalz Urlaub zu machen, lautet Ihre Antwort:

Ganz einfach: Weil es bei uns wunderschön ist! Flusstäler, Mittelgebirge, Kulturlandschaften, Wälder dazu Burgen, Schlösser und natürlich guter Wein und gastfreundliche Menschen. Was braucht man mehr?

Das Interview führte Markus Kratzer