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Koblenz

Evakuierung im Brüderhaus: Wie die Räumung funktioniert und was mit Notfällen passiert

Von Katrin Steinert
Das Brüderhaus muss komplett geräumt werden, bevor die Bombe am Samstagnachmittag entschärft wird. Dazu werden rund 80 Patienten in den Marienhof transportiert. Die RZ hat gefragt, wie das abläuft. 
Das Brüderhaus muss komplett geräumt werden, bevor die Bombe am Samstagnachmittag entschärft wird. Dazu werden rund 80 Patienten in den Marienhof transportiert. Die RZ hat gefragt, wie das abläuft.  Foto: Sascha Ditscher

Bevor am Samstag die Bombe entschäft wird, muss das Brüderhaus in der Goldgrube geräumt werden. Das bedeutet: Rund 80 Patienten müssen verlegt werden. Niemand darf mehr im Gebäude sein, wenn die Experten ab 15 Uhr die 500 Kilo schwere Sprengbombe auf der Kathause entschärfen.

Lesezeit: 2 Minuten
Tom Neumann ist Pressesprecher des Katholischen Klinikums Koblenz-Montabaur, zu dem das Brüderhaus gehört. Er erzählt, wie die Verlegung der Patienten funktioniert und welche Vorbereitungen nötig sind. Klar ist: „Alle müssen raus – Patienten und Personal.“ Das Krankenhaus hat insgesamt 201 Betten. Diese sind nicht alle belegt. „Wir haben darauf hingearbeitet, dass ...
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Einzelhändler ärgern sich über Terminwahl

Koblenz. Darüber, dass die Entschärfung der Sprengbombe wegen des Stadtmarathons an einem Samstag erfolgt, sind Koblenzer Einzelhändler verärgert. Sie kritisieren, dass die Stadt sie bei den Vorbereitungen nicht einbezogen hat. Aus ihrer Sicht hätte die Sportveranstaltung problemlos verlegt werden können.

Konrad Kreuzberg, Inhaber von drei großen Edeka-Märkten in Koblenz und Neuwied ist verärgert. Aus seiner Sicht ist wieder einmal eine Großveranstaltung wichtiger als das Allgemeinwohl. „Der Sport steht vor dem Einzelhandel“, sagt der Unternehmer, der vor 24 Jahren den Standort in der Hohenzollernstraße übernahm und immer wieder modernisiert. Kreuzberg rechnet mir erheblichen Umsatzausfällen. Er geht nicht davon aus, dass die am Morgen und am Abend mögliche Öffnung die Verluste des Tagesgeschäftes ausgleichen. Und: Seine Erfahrung zeigt, dass die Kunden in der Vorstadt, nicht auf den Markt in der Andernacher Straße ausweichen. Dazu kommt, dass der Tag für die 80 Mitarbeiter anfahrts- und arbeitszeitbedingt Belastungen mit sich bringt.

Konrad Kreuzberg steht mit seinem Ärger nicht allein. „Der Eindruck drängt sich auf, dass die Amtsträger der Stadt Koblenz gegen den hier ansässigen, stationären Einzelhandel agieren“, erklärt Christian Doumen. Der Geschäftsführer des Textil-Direktvertriebs Road Collection, der in Koblenz zwei Geschäfte betreibt, bezweifelt, dass die Großveranstaltung einen dauerhaft nachhaltigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Effekt hat. Sein Blick geht nach Frankfurt: Hier erfolgt die größte Evakuierungsaktion der deutschen Nachkriegsgeschichte am Sonntag. Auch aus seiner Sicht wird der Umsatzverlust nicht mehr einzuholen sein, obwohl die Innenstadt nicht im Evakuierungsgebiet liegt. Davon, dass viele am Samstag erst gar nicht losfahren, ist Christian Doumen überzeugt. Er verweist darauf, dass das Kunden vor allem aus dem Umland kommen. Er und Konrad Kreuzberg sind sich darin einig, dass den Einzelhändlern unnötigerweise Knüppel zwischen die Beine geworfen werden, obwohl es gerade den Händlern zu verdanken ist, dass Koblenz eine intakte Innenstadt hat. Dass das Verhältnis vieler Händler zum Evakuierungstermin alles andere als entspannt ist, dürfte auch daran liegen, dass sie erst kürzlich wegen der Sonderlage bei der Fahrbahnsanierung der B-9-Stadtdurchfahrt Einbußen hinnehmen mussten.

„Der stationäre Handel in Koblenz hat keine Lobby. Als einer der führenden Wirtschaftsfaktoren in der Innenstadt von Koblenz, findet dieser kein Gehör und wird bei solch schwerwiegenden Entscheidungen schlichtweg nicht berücksichtigt“, so Christian Doumen, der im Übrigen davon ausgeht, dass es Gastronomen noch härter treffen wird. Sie sind nicht nur von den Folgen der Evakuierung, sondern auch von der Sperrung wegen des Marathons am Sonntag betroffen. Mögliche Folge: Umsatzeinbrüche an gleich zwei Folgetagen, weil die Gäste in andere Städte ausweichen. „Das alles findet in wirtschaftlich schwierigen Zeiten statt! Das wäre doch mal ein Wahlkampf-Thema für die lokale Politik in Koblenz“, so Doumens bitteres Fazit. Wie Konrad Kreuzberg wünscht er sich, dass sich die zuständige Industrie- und Handelskammer Koblenz künftig intensiver mit Sonderfällen befasst.

Reinhard Kallenbach

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