Kiel

In der Jungen Union: „Männer fühlen sich schneller geeignet für Ämter“

Katrin Albsteiger
Katrin Albsteiger Foto: picture alliance

Angela Merkel hat die „Männerdominanz“ in der Jungen Union kritisiert. „Frauen bereichern das Leben, nicht nur im Privaten, auch im Politischen“, gibt die Kanzlerin der JU mit auf den Weg. „Der geschäftsführende JU-Bundesvorstand“, fügt sie süffisant hinzu, „schön männlich. Aber 50 Prozent des Volkes fehlen.“ Die bisherige Vizechefin der Jugendorganisation von CDU und CSU, Katrin Albsteiger, sieht dabei auch die Frauen in der Pflicht. Sie sollten nicht so zögerlich sein, sagt die 34-jährige Neu-Ulmerin. Das Interview im Wortlaut:

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Warum ist die JU so unattraktiv für Frauen?

Ist sie doch gar nicht. Ich bin doch auch da.

In der engeren Führung sitzt keine Frau. Haben die keine Lust, oder werden die von den Männerbündnissen draußen gehalten?

Am Anfang steht natürlich immer die Frage: Bin ich bereit zu kandidieren? Zugegebenermaßen sind Frauen da oft die Zögerlichen. Männer fühlen sich schneller geeignet für Ämter und greifen schneller zu, auch in der JU. Wir müssen deshalb die talentierten Frauen bei uns, und davon gibt es viele, motivieren. Sie müssen sich entscheiden, bevor Männerbündnisse die Posten schon aufgeteilt haben.

Sie sind 34 Jahre alt und hätten selbst noch mal antreten können.

Stimmt. Aber ich habe 15 Jahre Politik in der JU gemacht. Alles hat seine Zeit, jetzt sind andere dran. Ich habe zwei Kinder bekommen und lege meinen Schwerpunkt jetzt auf die regionale Politik. Die Mehrfachbelastung, Familie, Regionalpolitik und quer durch die Republik reisen, ist auch nicht einfach.

Ist die Politik mütterfeindlich?

Das klassische schlechte Gewissen machen wir uns ja selbst, das machen nicht die Parteifreunde oder die Gesellschaft. Die täglichen kleinen Entscheidungen zwischen der Zeit mit der Familie und dem Beruf kennen auch Mitglieder anderer Berufsgruppen. Ich persönlich habe in der CSU keine schlechten Erfahrungen gemacht.

Braucht die JU eine Frauenquote?

Nein, ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass die Quote zwar ein Instrument sein kann, das Problem zu verschleiern, aber nicht, es zu lösen.

Machen Frauen anders Politik als Männer?

Pauschal ist das sicher schwer zu sagen. Aber ich persönlich glaube, dass Frauen durchaus selbstbewusster werden könnten und Männer an ihrem fehlenden Talent zum Kompromiss arbeiten sollten.

Ist JU die letzte Klammer zwischen CDU und CSU?

Ja, wir waren das immer schon, weil die Jugend in unseren Parteien einen unverkrampften, offenen Austausch pflegt.

Ist Bayern ohne eine CSU-geführte Regierung vorstellbar?

Für mich nicht. Die Lage ist schon ernst.

Das Interview führte Michael Bröcker