Koblenzer liefen durch das Stadion von Hajduk Split
„Hat mich sehr gefreut, dass ihr alle da wart“, postet Ljiljanka Kurtović, genannt Lilli, in die WhatsApp-Gruppe „ihres“ Lauftreffs nach dem Kurztrip nach Kroatien. Immer Dienstag und Donnerstag trifft sich die Gruppe auf dem Oberwerth, joggt in den Wald, am Rhein entlang oder ums Deutsche Eck herum. Gemäß dem Motto „So lange man reden kann, stimmt das Tempo“, wird dabei geschnattert und geplant: Machen wir am Samstag einen langen Trainingslauf über die Schmidtenhöhe? Wer ist beim Bonn Marathon dabei? Treten wir beim Bopparder Mailauf an? Natürlich ist der Koblenzer Sparkassen Marathon dabei ein Thema, ein großes Thema sogar. Denn der Mitorganisator Rolf Geifes gehört der Gruppe an. „Die neue Strecke von 2018, mögliche Programmpunkte – ich habe alle Idee des Orga-Teams immer vorgestellt und bewerten lassen. Manche Vorschläge wurden verworfen, andere weiter gesponnen. Von Lilli stammt der Name PowerSchmaus für unsere besondere Pasta-Feier mit Koblenzer Döbbekoche an Bord der MS Confluentia am Vorabend.“
Als Inspiration brachte Lilli Kurtović einmal Werbeflyer vom Split Halbmarathon mit. Die 48-jährige, die mit ihrem Mann das Hotel National in Koblenz führt, reist mindestens einmal im Jahr nach Split. Denn, hier wohnt ihre Familie. Sie selbst wurde zwar in Deutschland geboren, wuchs aber in Kroatien auf, empfindet Koblenz und Split als ihre Heimat. Als im Herbst der Laufkalender für 2019 diskutiert wurde, stand irgendwann die Frage im Raum: Sollen wir nicht mal in Split an den Start gehen? „Zunächst war die Begeisterung nicht so groß“, erzählt Geifes schmunzelnd. Denn das Werbevideo vom Vorjahr zeigte Läufer dick vermummt bei Schneeregen. „Aber Lilli beteuerte immer wieder, dass sei ein absoluter Ausnahmefall gewesen, normalerweise wäre es um die Jahreszeit 10 bis 15 Grad, nur manchmal ein bisschen windig.“ Und so entschieden sich die Koblenzer für den Trip nach Kroatien.
Als die Gruppe landete, war es in Split nicht nur ein bisschen windig. Ein schwerer Orkan war wenige Stunden vorher über die Küste gefegt. Die Temperaturen lagen knapp über dem Gefrierpunkt, durch den Wind fühlte sich dies aber viel kühler an. „Aber die Sonne lachte und die Stimmung war gut“, so Geifes. Einige Läufer übernachteten bei Kurtovićs Familie, andere im Hotel. „Lilli hatte alles organisiert, auch den Transfer in die Stadt und zum Wettbewerb am nächsten Tag plus unsere Fankurve.“ Für den Laufabend hatte sie auch schon von daheim aus einen Tisch in einem Restaurant reserviert. Das war schlau: Denn der Split-Halbmarathon ist mit knapp 4000 Teilnehmern in der Hauptdisziplin eine große Nummer. Allerdings kommen die Läufer überwiegend aus der Region und den angrenzenden Balkan-Ländern. Auch aus der kroatischen Partnerstadt von Koblenz, Varaždin, waren Sportler am Start. Auf die Promotion-Shirt für den Koblenz Marathon sprachen Athleten die Schängel an.
Glanzpunkt war für die Freizeitsportler neben dem Start und Zieleinlauf auf der Uferpromenade vor dem Diokletianpalast vor allem die Zwischen-Runde im Stadion des legendären Fußballclubs Hajduk Split, 18-facher kroatischer bzw. jugoslawischer Meister. Lilli Kurtović filmte die 400 Meter durch den geöffneten Muschelbau mit ihrem Handy. Denn auch für die Kroatin war dies ein besonderes Erlebnis – auch wegen der riesigen Schlaglöcher in der Laufbahn und der scheppernden Musik aus den genauso alten Lautsprechern. „Die anderen dachten, dass sei nur Folklore zur Unterhaltung. Aber das war die Hymne des Fußballclubs in Endloschleife“, erzählt sie.
Viel zu erzählen hatten alle Finisher beim Abendessen, insbesondere von den schweren Windböen, welche die Beine wegriss, an der Startnummer zerrte, die Gischt ins Gesicht spie. Trotzdem hatten alle ihren Spaß an dem Rennen und dem Trip mit Lilli Kurtović. Und diese war stolz, dass sie ihren Lauffreunde aus Koblenz ihre zweite Heimat zeigen konnte.