Hasselbach

Nature One: Das große Sammeln nach dem Festival

Das große Festival ist beendet, das Aufräumen nach der Nature One läuft auf vollen Touren.

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Die Wohlstandsgesellschaft lässt einfach liegen, was nicht mehr benötigt wird – es räumt ja jemand auf...

Volker Boch

Es wirkte, als seien manche Gruppen mit einer halben Wohnungseinrichtung angereist.

Volker Boch

Mülltrennung? Nein, sortiert wird hier nichts mehr.

Volker Boch

Säckeweise Müll: Zahlreiche Helfer gingen den Zeltplatz Stück für Stück ab, um die verschiedensten Hinterlassenschaften einzusammeln.

Volker Boch

Morgenwäsche: Am Montag waren nicht mehr allzu viele Camper auf dem Zeltplatz – aber die Anwesenden ließen es ruhig angehen.

Volker Boch

Die warmen Sonnenstrahlen genossen diese beiden Technofreunde, während die Aufräumarbeiten auf vollen Touren liefen.

Volker Boch

Diese Gruppe sortierte ihren Zeltplatz am Montag, um dann nach und nach einzupacken.

Volker Boch

Schweres Gerät war beim Mülltransport angesagt – es gab reichlich abzutransportieren.

Volker Boch

Keine Verwendung mehr: Sofas und andere Einrichtungsgegenstände wurden bei der Nature One zurückgelassen.

Volker Boch

Zähneputzen im Schnelldurchgang. Vor dem Heimfahrt noch mal rasch die Zähne säubern, dann ging's weg vom Campingplatz.

Volker Boch

Junge Helfer: Auch die Jüngsten halfen im Team mit, um die Aufräumarbeiten am Campingplatz und auf dem Festivalgelände rasch über die Bühne zu bekommen.

Volker Boch

Ein bisschen chillen nach dem Aufräumen: Bevor es nach Hause ging, genossen diese Nature-One-Besucher ihre letzten Stunden auf dem Campingplatz.

Volker Boch

Der Fahrer dieses Wagens wurde bei seiner Heimfahrt kontrolliert.

Volker Boch

Die Polizei kontrollierte auch am Montag abreisende Festivalbesucher.

Volker Boch

Ein Fall für den Entsorger: Auf dem Campingplatz blieben wieder viele Zelte zurück, einige davon waren auch zerfetzt von Wind oder vorigen Besitzern.

Volker Boch

Fleißige Helfer waren entlang der Straßen von Kastellaun zum Festivalgelände unterwegs, um die Spuren der Besucher zu entfernen.

Volker Boch

Am Montag waren rund um die ehemalige Raketenstation Pydna zahlreiche Helfer im Einsatz, um das von Zehntausenden Technofreunden verlassene Gelände wieder zu reinigen. Die Bilanz des Festivals mit offiziell 56.000 Besuchern fiel unterdessen weitgehend positiv aus, wenngleich der zweite Todesfall im Rahmen der 22 Jahre währenden Geschichte des Festivals vermeldet werden musste.

Insbesondere die Einsatzkräfte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) waren bei der Nature One gefordert. Bereits am Mittwochabend hatte der Großeinsatz begonnen, der von Kreisbereitschaftsleiter Heinz-Dieter Wieß koordiniert und verantwortet wurde. Nach dem Ende des Einsatzes am Montagmittag konnte Wieß ein erstes Fazit ziehen.

Der Einsatzleiter berichtete von insgesamt rund 630 Einsatzkräften des DRK, die längst nicht nur aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis, sondern auch aus anderen Teilen von Rheinland-Pfalz sowie insbesondere aus dem hessischen Dieburg und dem Raum Köln/Bonn/Essen nach Hasselbach gekommen waren.

Parallel zur Nature One hatte der Kreisverband zudem einen größeren Einsatz mit gut 70 Mitarbeitern beim Lott-Festival. „Die Nature One ist für uns der mit Abstand größte Einsatz in der Region“, sagt Wieß, der das Technofestival seit 22 Jahren begleitet und regelmäßig im Januar mit den Planungen des Großeinsatzes beginnt. Ab Mai beginnen die konkreten Kalkulationen des Personal- und Materialeinsatzes, die angesichts der Dimensionen des Festivals von enormer Bedeutung sind.

Die Erfahrungen, die Wieß und sein Team in den vielen Jahren gesammelt haben, zahlen sich hier besonders aus. Mehr als 8000 Einsatzstunden haben die Mitarbeiter des DRK bei der diesjährigen Nature One geleistet. Gleichzeitig bis zu vier Notärzte gehörten zur festen Mannschaft in den 12-Stunden-Schichten, die von einem vierköpfigen Leitungsteam um Wieß gesteuert wurden. Entsprechend der Taktung des Festivals wuchs das Leitungsteam nachts auf neun Personen an, um die Einsätze koordinieren zu können. Denn das DRK will mit seinem Einsatz den Menschen einerseits vor Ort schnell und gezielt, andererseits auch den Kliniken und stationären Einrichtungen intensiv helfen.

Das langjährige Zusammenspiel wirkt sich positiv aus, vor allem für die Patienten, von denen in diesem Jahr rund 1700 zu versorgen waren. Die Zahl der Patienten sank gegenüber dem Vorjahr etwas ab, was sich wiederum auch an der zurückgegangenen Besucherzahl des Festivals festmachen lässt. Die Einsatzarten waren ähnlich wie in den Vorjahren – die Bandbreite reichte von Schnittwunden bis zu typischen Campingplatzverletzungen im Bänderbereich oder auch Kreislaufproblematiken.

„Die Nature One ist eineinhalb Mal so groß wie Bad Kreuznach“, sagt Wieß mit Blick auf die Besucherzahlen, „entsprechend groß ist auch die Bandbreite und Anzahl der Einsätze.“ Die Zahl der sogenannten Notfallpatienten, die insbesondere internistisch behandelt werden mussten, lag bei etwa 100. Der überwiegende Teil dieser Einsätze stellte Kreislaufproblematiken dar, teils ging es auch um psychische Belastungen.

Grundsätzlich ist keine Frage, dass Drogen und Alkohol das Festival intensiv begleiten. Dies legen die vorläufigen Statistiken der Polizei nahe, die nach ersten Darstellungen 5623 Ecstasy-Tabletten, 770 Gramm Amphetamine und Derivate, 2 Kilogramm Haschisch und Marihuana sowie 58 LSD-Trips sicherstellte. 177 Fahrten unter Drogen- oder Alkoholeinfluss wurden nach ersten Erkenntnissen registriert, es erfolgten 565 Strafanzeigen, davon allein 470 wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Anzeigen wegen Körperverletzungen gab es dem Vernehmen nach wenige, die Zahlen liegen laut Polizei im niedrigen zweistelligen Bereich.

Da es vor allem kaum Beschwerden wegen Lärm- oder sonstiger Belästigungen gegeben zu haben scheint, fällt die Bilanz „ruhig“ aus. Abseits des offiziellen Protokolls sind am Wochenende wieder viele skurrile Dinge im Historienbuch der Nature One vermerkt worden.

Da wäre zum Beispiel die Stippvisite von „Technojüngern“ in einem Hasselbacher Wohnzimmer, in dem sich die offensichtlich ziellosen Festivalbesucher plötzlich auf dem Sofa eines Hunsrücker Paares wiederfanden. Umherirrende Fußgänger und Menschen, die ohne konkrete Orientierung in stationärer Behandlung landen, gehören ebenso dazu – sowie ein gigantischer Müllberg.

Viele Helfer haben am Montag dafür gesorgt, dass die Campingplätze bald wieder so aussehen wie vor der Nature One. Dass dies nicht einfach ist, zeigte am Morgen ein Blick auf das Gelände. Die Gäste hatten teils ganze Zelteinrichtungen zurückgelassen, die Hinterlassenschaften reichten von Lachgaspatronen über Lagerreste bis hin zu Rucksäcken mitsamt Geldbeutel. Manche Besucher waren auch noch gar nicht abgereist. Die einen putzten sich zum Abschied noch mal die Zähne, die anderen saßen vor wummernden Boxen und saugten einen letzten Hauch Nature One 2017 ein.

Tod und Geburt auf dem Campingplatz

Die Geburt eines Mädchens auf dem Campingplatz wird ebenso im Gedächtnis dieses Festivals bleiben wie der Tod eines jungen Mannes. Am Montag hatte die junge Mutter das Krankenhaus in Bad Kreuznach, in das sie mit ihrer Tochter nach der Geburt am Samstag auf dem Campingplatz gebracht worden war, offensichtlich bereits wieder verlasen. Die Frau, die von der Schwangerschaft wohl nichts geahnt hatte, war demnach bereits kurz nach der Geburt wohlauf.

Der mit internistischen Vorerkrankungen belastete Mann, der in der Nacht zum Sonntag bei der Nature One verstorben ist, konnte von den Einsatzkräften trotz allen Engagements des DRK nicht gerettet werden. Nachdem der 20-Jährige offensichtlich auf dem Campingplatz einen Kreislaufzusammenbruch erlitten hatte, war er in die DRK-Station gebracht worden. Das Team des Deutschen Roten Kreuzes und ein sofort hinzugezogener Notarzt versuchten, das Leben des Mannes zu retten, doch dies war nicht erfolgreich. Die Polizei konnte zur Ursache des Todes am Montag keine näheren Angaben machen, eine Fremdeinwirkung wird jedoch ausgeschlossen. Erkenntnisse, ob der Mann unter Drogen- oder Alkoholeinfluss stand, sowie auch seine Herkunft sind nicht bekannt.

Von unserem Chefreporter Volker Boch