Rheinland-Pfalz/Berlin

Verhandlungen werden fortgesetzt: Warnstreik trifft Bahn-Kunden hart

Lange Schlangen bildeten sich vor den Info-Schaltern – unser Foto zeigt den Koblenzer Hauptbahnhof. Der Streik der EVG erboste zahlreiche gestrandete Reisende.
Lange Schlangen bildeten sich vor den Info-Schaltern – unser Foto zeigt den Koblenzer Hauptbahnhof. Der Streik der EVG erboste zahlreiche gestrandete Reisende. Foto: Katharina Demleitner

Der bundesweite Warnstreik bei der Bahn hat den Schienenverkehr auch in Rheinland-Pfalz stundenlang ausgebremst. Zeitweise ging am Montagmorgen fast nichts mehr. Wie ein Sprecher der Deutschen Bahn sagte, fuhren nur noch vereinzelt Züge. Aufgerufen zu dem Warnstreik zwischen 5 und 9 Uhr hatte die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Nach dem Ende der Aktion lief der Zugverkehr nur langsam an.

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Es haperte auch an der Information der Kunden. Diese war laut Bahn nicht durchgängig möglich, weil von dem Warnstreik auch die Informationssysteme betroffen waren. Weil die Arbeit unter anderem in den Stellwerken ruhte, konnten private Bahngesellschaften wie Vlexx oder Vias ebenfalls nicht fahren. In Rheinland-Pfalz waren nach Angaben der EVG Trier, Koblenz/Mayen, Mainz, Bad Kreuznach/Bingen, Kaiserslautern und Worms Schwerpunkte des Streiks. Zahlreiche Menschen stiegen auf das Auto um, um ins Büro zu kommen. Die Mainzer Polizei meldete auf allen Verkehrsachsen ein erhöhtes Verkehrsaufkommen.

Durchbruch ausgeblieben

Auslöser des ersten Bahnstreiks seit dreieinhalb Jahren war, dass bei der Tarifrunde für rund 160.000 Beschäftigte bei der Bahn am Samstag der erhoffte Durchbruch ausgeblieben war. Die EVG verlangt 7,5 Prozent mehr Geld für die Mitarbeiter. Außerdem will sie, dass Arbeitnehmer statt des Geldes mehr Urlaub oder eine kürzere Arbeitszeit wählen können. Heute soll nun weiterverhandelt werden. Unter anderem 7,5 Prozent mehr Geld verlangt auch die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Ihre Verhandlungen für rund 36.000 Beschäftigte des Zugpersonals mit der Bahn gehen heute Morgen in Eisenach weiter.

Die EVG sei zuletzt von den beiden Gewerkschaften die mit der eher „milderen Marschroute“ gewesen, sagte Martin Mendel, stellvertretender Vorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn für Rheinland-Pfalz und das Saarland. Nun habe wohl auch die EVG mal ein Ausrufezeichen setzen wollen. „Es ist ein Zweikampf zwischen GDL und EVG. Das Buhlen um Mitglieder nimmt groteske Züge an.“ Es sei zwar das gute Recht der Bahn-Mitarbeiter zu streiken, sagte Mendel. Aber dass gleich mit dem ersten Streik in einer Tarifrunde das ganze Land lahmgelegt werde, halte er für grenzwertig. Mit dem Warnstreik sei der reibungslos verlaufene Fahrplanwechsel schon wieder in Vergessenheit geraten – obwohl der Verbesserungen gebracht habe.

EVG verteidigt Vorgehen

Weitere Warnstreiks sind vorerst nicht geplant. „Unser oberstes Ziel ist, am Verhandlungstisch ein Ergebnis zu erreichen“, sagte Regina Rusch-Ziemba, die Verhandlungsführerin der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). „Wir halten den Warnstreik für verhältnismäßig“, verteidigte der EVG-Bundesgeschäftsführer Torsten Westphal den Ausstand. Die Mitglieder hätten die Aktionen zum großen Teil selbst gesteuert. „Es gab eine große Bereitschaft, weil es auch einen großen Unmut gab.“ Nach dem Warnstreik reagierten andere Bahn-Unternehmen, die auf dem deutschen Netz unterwegs sind, verschnupft. „Wenn sich EVG und Deutsche Bahn eine Auseinandersetzung liefern, müssen sie ihre Maßnahmen auf Bereiche beschränken, die nur sie beide betreffen“, forderte Tobias Heinemann, Deutschlandchef der französischen Transdev, die Regionalzüge in mehreren Bundesländern fahren lässt. Auch der Güterverkehr war erheblich eingeschränkt. Die Güterkonkurrenten der Bahn reagierten mit Unverständnis. EVG und Bahn müssten dafür sorgen, dass sie als Unbeteiligte nicht von Warnstreiks betroffen sind, forderte das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen.