Dario Madani, Berater für Blinde und Sehbehinderte, stand unserer Zeitung im Rahmen der OrCam-Vorführung für ein Gespräch zur Verfügung.
Herr Madani, Sie sind selbst erblindet. Wie sehr hilft Ihnen das im Umgang mit Ihren Kunden?
Sehr, denn ich kann mich 100-prozentig in die Lebenssituation meines Gegenübers hineindenken. Ich bin erst seit zehn Jahren nach meinem Studium erblindet und kenne daher beide Seiten ganz gut. Meine Kunden schätzen dabei den direkten Kontakt mit mir als Experten, der wie sie ebenso blind ist, das macht die Kommunikation deutlich einfacher.
Was ist genau Ihr Job?
Hauptsächlich die Beratung von blinden und sehbehinderten Menschen in der Auswahl der für sie notwendigen Hilfsmittel. Das fängt bei einem Blindenstock mit Lasertechnik an, geht über elektronische Lese- und Vorlesegeräte bis hin zu der seit zwei Wochen erhältlichen OrCam, die ganz ohne Kabel und Zusatzgerät auskommt. Meinen Kunden genau das passende Hilfsmittel für seine Anforderungen, die ich selbst gut kenne, anzubieten, ist mir sehr wichtig.
Was sehen Sie in Zukunft für die Blinden und Sehbehinderten in Bezug auf die Hilfsmittelstechnik?
Etwas weiter weg werden wir sicher Implantate von Technik direkt am Sehnerv oder an für das Sehen verantwortlichen Arealen im Gehirn sehen – so in 10 bis 15 Jahren. Deutlich näher wird es eine Steigerung in der Ausstattung der bisher verfügbaren Technik geben. Mehr Bandbreite und mehr Speicher für Daten, eine noch bessere Erkennung gerade von Gesichtern, Gesten und Mimik. Aber eines wird voraussichtlich immer bleiben: der Blindenstock mit oder ohne technische Unterstützung. raw