VG Bad Kreuznach/Neu-Bamberg/Feilbingert

Auf den letzten Metern: Zu Besuch bei den VG-Bürgermeister-Wahlkämpfern Ullrich und Silvestri

Noch drei Tage bis zur Stichwahl um den Bürgermeister-Posten der VG Bad Kreuznach. Der „Oeffentliche“ traf Kandidat Marc Ullrich (48, parteilos) in Neu-Bamberg und Kandidatin Andrea Silvestri (40, CDU) in Feilbingert.

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Stichwahl am 18. März:

Wahlberechtigte: 10.442

Briefwahl: 1974 Wahlbriefe – bis Mittwoch, 12.45 Uhr, kamen 967 zurück, rund 50 Prozent Wahlbeteiligung.

Wahlparty: Marc Ullrich bleibt in der Neu-Bamberger Bürgerstube bei Helfern und Familie. Andrea Silvestri kommt zunächst in die VG-Verwaltung; Wahlparty noch nicht geplant.

Vollgas geben, bis Sonntag nochmal alles raushauen, das Finale steht vor der Tür.

Für Feilbingerts CDU-Ortsbürgermeisterin Andrea Silvestri gilt das genauso wie für ihren parteilosen Kontrahenten Marc Ullrich, der mit seinem Mini Cooper vollgepackt im Endspurt des Wahlkampfs von Neu-Bamberg aus über Land fährt.

Zwei Redakteure des Oeffentlichen, Stefan Munzlinger und Marian Ristow, haben die beiden in der anstrengenden Zeit vor der Stichwahl am Sonntag beobachtet.

Marc Ullrich: Auf Tour in der Mini-Zentrale

VG Bad Kreuznach/Neu-Bamberg. Noch drei Tage bis zur Stichwahl um den Bürgermeister-Posten der VG Bad Kreuznach. Der „Oeffentliche“ traf Kandidat Marc Ullrich (48, parteilos) in Neu-Bamberg.

Bleibt unsere Straße immer so? Wann kommt schnelles Internet? Wann werden die Mobilfunklöcher gestopft? Kann man ÖPNV-Busse nicht öfters fahren lassen? Wann wird unsere Halle saniert?

An 1000 Haustüren hat Marc Ullrich geklingelt, geklopft. Was der parteilose, aber SPD-unterstützte Kandidat hörte, waren nicht etwa die Fragen über die große, fernab gelegene Politik, noch nicht mal die „Verbandsgemeinde“ war Thema, und wenn, dann nur am Rande. Grund: Die Leute nehmen sie nicht als wichtigen Bestandteil ihrer „Lebenswirklichkeit“ wahr.

Einer öffnet die Tür und winkt gleich ab: „Politiker? Die machen sich doch alle nur die Taschen voll. Am besten wähle ich AfD.“ Im kurzen Gespräch stellt sich Ullrich vor. „Am Ende wusste der anfängliche Skeptiker, was Verbandsgemeinde heißt, was sie macht, wie sie tickt.“ Und er bedankte sich, erzählt Ullrich. Eines von vielen guten Erlebnisse. Die Menschen waren alle freundlich, mit mehr oder weniger Zeit für die Spontangespräche. Gerührt hat ihn die Reaktion einer älteren Dame: „Wenn ich gewusst hätte, dass Sie kommen, hätte ich doch Kuchen vorbereitet.“

Die Dörfer, die Hausbesuche – sie sind ein Crashkurs auch für Marc Ullrich. Zwar ist der gebürtige Kasseler und Diplom-Ökonom überzeugtes Landkind und schon seit 2014 Ortsbürgermeister in seinem Heimatdorf. Aber Manches, was er ganz nah bei den Leuten erfährt, ist auch ihm neu und hat seine Sinne geschärft für das, was Politik anders, besser, schneller machen muss. In der um vier Gemeinden gewachsenen VG mit Rheinhessen, Nahe und Nordpfalz war er in seinem Mini, seiner mobilen Wahlkampf-Zentrale, Hunderte Kilometer unterwegs – und will es auch als Bürgermeister so halten: „Raus auf die Dorfplätze, raus zu den Menschen.“

„Ich will auch künftig parteilos bleiben, weil ich dann frei arbeiten kann.“

Kandidat Marc Ullrich (parteilos, Neu-Bamberg)

Er saugt alles auf, nimmt es mit in seine künftige Politik vor Ort. Ob er nun am Sonntag gewinnt oder nicht: Im VG-Rat sitzt er auf alle Fälle. Als Bürgermeister oder als Mandatsträger. Parteilos? Ja, ist er und wird es bleiben. Zwar ist er seinen Unterstützern von der SPD dankbar. Aber nicht direkt in einem „Lager“ verortet zu sein, empfindet er als Vorteil. Dass FWGler, zuletzt die Hackenheimer Ortsbürgermeisterin Sylvia Fels, Marc Ullrich unterstützen, ist nur so zu erklären.

Jetzt geht es in den Endspurt: Am Dienstag war er in Hackenheim, heute ist er ab 19 Uhr in Neu-Bamberg, am Samstag von 7.30 bis 8.30 Uhr am Fürfelder Römer und ab 9 Uhr an der Weed in Feilbingert. Sonntag? „Mache ich keinen Wahlkampf“, sagt Ullrich. Dann fliegt er mit seiner Frau Nicole (47) und Tochter Paula (12) aus. In die Natur seiner Verbandsgemeinde Bad Kreuznach, die er noch mehr schätzen und lieben gelernt hat – auch das eine Folge seiner Kandidatur.

Von unserem Redakteur Stefan Munzlinger

Andrea Silvestri: Strahlend in den Wahlsonntag

VG Bad Kreuznach/Feilbingert. Noch drei Tage bis zur Stichwahl um den Bürgermeister-Posten der VG Bad Kreuznach. Der „Oeffentliche“ traf Kandidatin Andrea Silvestri (40, CDU) in Feilbingert.

Vollgas geben, bis Sonntag nochmal alles raushauen, das Finale steht vor der Tür. Für Feilbingerts Ortsbürgermeisterin, Silvestri steht seit 2014 an der Spitze der Lemberg-Gemeinde, geht am Sonntag ein zeit- und kraftintensiver Wahlkampf zu Ende. Viele freie Tage gab es in den letzten Monaten nicht. „Das ging natürlich nicht nur mir so“, so ein Wahlkampf sei eben anstrengend sagt sie. Kein Umstand, der Andrea Silvestri die Laune verhageln könnte.

Am Samstag vor dem ersten Wahlgang ging es raus mit der Familie, drei Stunden lang durch Felder und Wälder, hoch auf den Lemberg. „Das musste einfach sein.“ Die Akkus mussten aufgeladen werden. Das Lachen findet die CDU-Kandidatin, die gern auch mal als Shootingstar ihrer Partei tituliert wird, stets rasch wieder. Silvestri lacht viel und gern. Trotz Stress und Anspannung. Shootingstar? „Naja, ich sehe das nicht so, aber es ist natürlich ein Kompliment, über das ich mich freue.“

„Es wird niemand als Verbandsbürgermeister geboren.“

Kandidatin Andrea Silvestri (CDU, Feilbingert) zur laufenden Kompetenzdiskussion

Die nächsten Tage werden nochmal für den Wahlkampf genutzt. Heute geht es nach Hackenheim, dort wird an der Haustür nochmal um Zustimmung geworben. Unterstützt wird sie dabei von einer ganzen Reihe Helfer. In Silvestris Kompetenzteam tummeln sich illustre Namen der christdemokratischen Lokalpolitik. Mannschaftsspielerin Silvestri. „Ich sage immer, ich bin keine One-Man-Show, sondern absoluter Teamplayer“, formuliert Silvestri ihr Credo. In der Politik ginge es auch häufig gar nicht anders, in Verwaltungen schon gar nicht. Da ginge es nur zusammen. Und im Dialog.

Die Haustürtour in Hackenheim wird in vielerlei Hinsicht interessant. Die Gemeinde am Tor zu Rheinhessen wird von der FWG dominiert. Deren Spitzenkandidat Steffen Bruckner genau wie Ortsbürgermeisterin Sylvia Fels sprachen sich zuletzt öffentlich für Silvestris Konkurrenten Marc Ullrich. „Damit habe ich auch überhaupt kein Problem. Das ist absolut legitim und wird auch nach der Wahl, egal wie sie ausgeht, abgehakt sein.“

Bruckners Äußerung, ihm fehle es bei Silvestri „etwas an Kompetenz“, stieß der in Feilbingert aufgewachsenen Politikerin dann aber doch sauer auf. „Ich will die Sache nicht größer machen als sie ist, aber es ist schon merkwürdig, dass Frauen häufig mangelnde Kompetenz unterstellt wird“, ärgert sie sich. Es sei noch niemand als Verbandsbürgermeister geboren worden, auch ihr Konkurrent Marc Ullrich nicht. Sie kenne die Abläufe gut, habe als Ortsbürgermeisterin bereits mit drei verschiedenen VG-Verwaltungen regelmäßig Kontakt gehabt. Viel mehr freue sie sich über die schönen Reaktionen auf ihr gutes Ergebnis im ersten Wahlgang, sagt sie. Und da ist es dann wieder: Silvestris Lächeln.

Von unserem Redakteur Marian Ristow
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