VG Bad Kreuznach/Neu-Bamberg. Noch drei Tage bis zur Stichwahl um den Bürgermeister-Posten der VG Bad Kreuznach. Der „Oeffentliche“ traf Kandidat Marc Ullrich (48, parteilos) in Neu-Bamberg.
Bleibt unsere Straße immer so? Wann kommt schnelles Internet? Wann werden die Mobilfunklöcher gestopft? Kann man ÖPNV-Busse nicht öfters fahren lassen? Wann wird unsere Halle saniert?
An 1000 Haustüren hat Marc Ullrich geklingelt, geklopft. Was der parteilose, aber SPD-unterstützte Kandidat hörte, waren nicht etwa die Fragen über die große, fernab gelegene Politik, noch nicht mal die „Verbandsgemeinde“ war Thema, und wenn, dann nur am Rande. Grund: Die Leute nehmen sie nicht als wichtigen Bestandteil ihrer „Lebenswirklichkeit“ wahr.
Einer öffnet die Tür und winkt gleich ab: „Politiker? Die machen sich doch alle nur die Taschen voll. Am besten wähle ich AfD.“ Im kurzen Gespräch stellt sich Ullrich vor. „Am Ende wusste der anfängliche Skeptiker, was Verbandsgemeinde heißt, was sie macht, wie sie tickt.“ Und er bedankte sich, erzählt Ullrich. Eines von vielen guten Erlebnisse. Die Menschen waren alle freundlich, mit mehr oder weniger Zeit für die Spontangespräche. Gerührt hat ihn die Reaktion einer älteren Dame: „Wenn ich gewusst hätte, dass Sie kommen, hätte ich doch Kuchen vorbereitet.“
Die Dörfer, die Hausbesuche – sie sind ein Crashkurs auch für Marc Ullrich. Zwar ist der gebürtige Kasseler und Diplom-Ökonom überzeugtes Landkind und schon seit 2014 Ortsbürgermeister in seinem Heimatdorf. Aber Manches, was er ganz nah bei den Leuten erfährt, ist auch ihm neu und hat seine Sinne geschärft für das, was Politik anders, besser, schneller machen muss. In der um vier Gemeinden gewachsenen VG mit Rheinhessen, Nahe und Nordpfalz war er in seinem Mini, seiner mobilen Wahlkampf-Zentrale, Hunderte Kilometer unterwegs – und will es auch als Bürgermeister so halten: „Raus auf die Dorfplätze, raus zu den Menschen.“
„Ich will auch künftig parteilos bleiben, weil ich dann frei arbeiten kann.“
Kandidat Marc Ullrich (parteilos, Neu-Bamberg)
Er saugt alles auf, nimmt es mit in seine künftige Politik vor Ort. Ob er nun am Sonntag gewinnt oder nicht: Im VG-Rat sitzt er auf alle Fälle. Als Bürgermeister oder als Mandatsträger. Parteilos? Ja, ist er und wird es bleiben. Zwar ist er seinen Unterstützern von der SPD dankbar. Aber nicht direkt in einem „Lager“ verortet zu sein, empfindet er als Vorteil. Dass FWGler, zuletzt die Hackenheimer Ortsbürgermeisterin Sylvia Fels, Marc Ullrich unterstützen, ist nur so zu erklären.
Jetzt geht es in den Endspurt: Am Dienstag war er in Hackenheim, heute ist er ab 19 Uhr in Neu-Bamberg, am Samstag von 7.30 bis 8.30 Uhr am Fürfelder Römer und ab 9 Uhr an der Weed in Feilbingert. Sonntag? „Mache ich keinen Wahlkampf“, sagt Ullrich. Dann fliegt er mit seiner Frau Nicole (47) und Tochter Paula (12) aus. In die Natur seiner Verbandsgemeinde Bad Kreuznach, die er noch mehr schätzen und lieben gelernt hat – auch das eine Folge seiner Kandidatur.
Von unserem Redakteur Stefan Munzlinger