Und wenn man nicht mehr weiter weiß, dann gründet man 'nen Arbeitskreis: Die Verunsicherung rund um die Rolle und die Zukunft der Naheland-Touristik GmbH ist riesengroß. Immer wieder schwelte in vergangenen Jahren mal Kritik an Organisation, Effektivität und Kosten. Lösungen gab es nie.
Fünf Säulen der Angebotsvielfalt, zwei Säulen der Fokussierung aufs Wesentliche, eine verantwortliche und Takt gebende Organisation für die Dachmarke oder doch besser an jeder Ecke eine separate touristische Organisation unter eigener Flagge? Ja was denn nun? Die Nahe ist im Kanon der Fremdenverkehrsdestinationen nur eine klitzekleine Fußnote.
Die Erkenntnis, dass sehr viele Menschen weder wissen, wer oder was die Nahe ist, geschweige denn, wo sie fließt, ist bitter und tut weh. Doch es hilft ja nichts. Das irgendwie transportierte Wissen, dass irgendwo 20 schöne Kirchtürme stehen, hilft gar nichts, wenn es im Land Tausende schöner Kirchtürme gibt. Dass hier guter Wein wächst, ist unbestritten, aber das Anbaugebiet Nahe ist im Hinblick auf Menge und Marktmacht nur ein kleiner Tropfen im großen Meer. Und Gesundheit? Auch auf diesem Sektor gibt es ein unüberschaubares Angebot.
Wo also ist die USP, die „Unique Selling Proposition“ oder das fürs Marketing so wichtige Alleinstellungsmerkmal, das die Region derart aus dem Einheitsbrei hochglanzbroschierter Werbung heraushebt, dass man einfach hier gewesen sein muss? Wer so etwas nicht hat, muss es konstruieren, sich neu erfinden. Aber wie? Mit Defätismus und Separatismus ist es nicht getan, da hat der Kreistag in seltener Eintracht recht. Auf dem harten Markt voller „Da-war-ich-schon“- und „Was-soll-ich-da“-Kundschaft fehlt einfach der Draht zum „Da-muss-ich-hin“-Touristen. Klingt abgedroschen: Aber den Karren zieht man nicht aus dem Dreck, indem man das Abschleppseil in viele kleine Fädchen aufdröselt.
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