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Remagen

Wallfahrt am Apollinarisberg: Reliquie des Heiligen wird seit Jahrhunderten in Remagen aufbewahrt

Von Jochen Tarrach
Rechtzeitig vor der Wallfahrt konnten jetzt die Sicherungsarbeiten an den Türmen der Apollinariskirche abgeschlossen werden. Beide Kreuzblumen und alle 76 Krabben an den Westtürmen sind abgenommen worden. Kräne und Absperrungen sind inzwischen wieder verschwunden. 
Rechtzeitig vor der Wallfahrt konnten jetzt die Sicherungsarbeiten an den Türmen der Apollinariskirche abgeschlossen werden. Beide Kreuzblumen und alle 76 Krabben an den Westtürmen sind abgenommen worden. Kräne und Absperrungen sind inzwischen wieder verschwunden.  Foto: Christian Koniecki

„Die Freude am Herrn ist meine Stärke!“ Unter diesem Leitspruch versammeln sich von Samstag, 21. Juli, bis zum Sonntag, 5. August, auf dem Apollinarisberg bei Remagen wieder zahlreiche Christen zur traditionellen Wallfahrt zum Haupt des heiligen Apollinaris. Um die Gebeine dieses Heilgen ranken sich abenteuerliche Geschichten.

Lesezeit: 2 Minuten
Legenden berichten, Apollinaris sei noch von Petrus selbst als Bischof eingesetzt worden und habe um 75 n. Chr. gelebt. Seit dem 25. Januar 1826 ist das Haupt des Heiligen ohne Unterbrechung auf dem Berg oberhalb der Römerstadt, während sein eigentliches Grab in Ravenna (Italien) lokalisiert ist. Vor 108 Jahren wurde ...
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Wallfahrt und Jakobsmarkt gehören zusammen

Remagen. Die traditionelle Wallfahrt zur Verehrung des Hauptes des heiligen Apollinaris bringt seit Jahrhunderten zahlreiche fromme Pilger in die Römerstadt. Wie fromm sie auch immer waren, sie mussten versorgt werden. Was lag da näher, zur Wallfahrtszeit einen großen Markt auf Straßen und in Gassen der Stadt zur Versorgung der Pilger abzuhalten. An den kommenden zwei Sonntagen, am 22. und 29. Juli, ist es wieder so weit.

In der Bachstraße können Kinder ihre nicht mehr benötigten Spielsachen verkaufen. Foto: Stadt Remagen
In der Bachstraße können Kinder ihre nicht mehr benötigten Spielsachen verkaufen.
Foto: Stadt Remagen

Unter dem Motto „Op dem Maat jidd et (fas) alles“ werden sich rund 250 der sogenannten fliegenden Händler versammeln und auf Straßen und in Gassen einen bunten Krammarkt mit Kinderflohmarkt und auf dem Caracciola-Platz an der Rheinpromenade sogar einen kleinen Rummelplatz aufbauen. Der Rummel wird auch an den Werktagen zwischen den Marktsonntagen geöffnet sein.

Von 11 bis 18 Uhr ist an beiden Sonntagen all das zu finden und zu erwerben, was im täglichen Leben benötigt wird und es sogar auch etwas leichter machen kann. Vom Gemüsehobel über Messer, Scheren und weiteren Haushaltswaren aller Art, alles rund ums Bügeln, Putzen und Backen, Textilien für Jung und Alt, Blumen, Vogelhäuser und Insektenhotels, Lederwaren und Accessoires bis hin zum Fliegengitter wird alles auf den Verkaufsständen zu finden sein. In der Bachstraße startet ebenfalls von elf bis 18 Uhr der Kinderflohmarkt und auch einige Kunsthandwerker sind zu Gast auf dem Pilgermarkt, um ihre Kunstwerke an den Mann zu bringen. Aber auch die für Remagen so typischen Kunstgalerien werden ihre Türen zu Ausstellungen öffnen. Traditionell ist auch, dass die Gastronomen zu Höchstform auflaufen.

Zusätzlich bietet die Werbegemeinschaft „Remagen mag ich“ in den Geschäften zwei verkaufsoffene Sonntage an. Die Personenfähre Nixe nach Erpel hinüber wird an beiden Sonntag nach einem Sonderfahrplan den Rhein überqueren. Abrunden soll das Geschehen am 29. Juli ab 14.30 Uhr auf dem Marktplatz eine öffentlichen Versteigerung von Dingen, die im städtischen Fundbüro angefallen sind. tar

Verwirrung und Legenden um die vielen Gebeine des heiligen Apollinaris

Das Grab des heiligen Apollinaris in Ravenna, die Kopfreliquie in Remagen, weitere Reliquien in Düsseldorf, Siegburg und weiteren Orten – das hat in der Vergangenheit zu Spekulationen geführt, ob die Gebeine des um 75 n. Chr. gelebten Bischofs von Ravenna wirklich so zerstückelt worden sind.

Johannes Büchel, seinerzeit Leiter der städtischen Volkshochschule Sinzig, hat sich lange und intensiv mit der Geschichte des heiligen Hauptes befasst. Im Jahr 2001 schreibt er, dass wohl bei der Verehrung des Heiligen unbedenklich Lebensgeschichte und Legende vermengt wurden. Sein Grab sei ununterbrochen im italienischen Ravenna nachgewiesen. Es müsse also im Land des Frankenherrschers, etwa nach Clodwig, oder bei den Benediktinern einen anderen Märtyrer namens Apollinaris gegeben haben, von dem es keine Vita gab, von dem aber erzählt und bezeugt wurde, dass er Epileptiker war und „wunderbar geheilt“ habe. In der Lebensgeschichte des Heiligen von Ravenna komme das nicht vor. Es sei also möglich, dass die dem Heiligen von Ravenna zugeschriebenen Reliquien in Remagen von jemanden ganz anderem stammen. Im Heimatjahrbuch 2015 des Kreises Ahrweiler auf Seite 94 schreibt Dr. Erhard Wacker eine ähnliche lautende Erklärung. Sie nachzulesen lohnt sich. Seine dort favorisierte Möglichkeit: Von Ravenna drang der Ruf des Bischofs Apollinaris auch nach Frankreich und verbreitete sich dort stark. Später, im Mittelalter, standen die kirchlichen Einrichtungen in ganz Europa in regem Kontakt. Das schloss den Austausch von Reliquien mit ein. Es liegt ein Bericht von südfranzösischen Mönchen aus dem Jahre 1181 vor, der eine Reise zur Beschaffung von Reliquien für Köln und Siegburg detailreich schildert. Als dann die Gebeine eines Heiligen mit dem Namen Apollinaris aus Frankreich ins Rheinland überführt wurden, kam es vermutlich zu einer Vermischung oder Verwechslung der Personen, da es in Frankreich mehrere historisch gesicherte Heilige mit dem Namen Apollinaris gab. Wahrscheinlich kamen die Gebeine auf Wunsch von Kaiser Otto III. im Jahr 997 zuerst in das Benediktinerkloster Burtscheid bei Aachen, ehe man sie nach dessen Auflösung 1220 nach Siegburg und später auf den Martinsberg/Apollinarisberg überführte. Der Legende nach, so schreibt Dr. Erhard Wacker, gibt es eine dritte Möglichkeit, die oft verbreitet wird: Nachdem Mailand im Jahr 1164 erobert wurde, übergab Kaiser Friedrich I. Teile der Gebeine des Heiligen Apollinaris an den Erzbischof von Köln, Rainald von Dassel, damit er sie gemeinsam mit den Gebeinen der Heiligen drei Könige nach Köln überführe. Das Schiff mit der wertvollen Fracht stoppte am 23. Juli 1164 bei Remagen. Es konnte erst weiterfahren, nachdem die Reliquie des heiligen Apollinaris auf den Berg zur Martinskapelle gebracht worden war. Von wem nun die Reliquie auf dem Apollinarisberg auch immer stammen mag: Der richtige Heilige wird nach Überzeugung der Gläubigen die vielen Gebete erhören und sich bei Gott für die Anliegen der Menschen einsetzen. tar

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