Das Grab des heiligen Apollinaris in Ravenna, die Kopfreliquie in Remagen, weitere Reliquien in Düsseldorf, Siegburg und weiteren Orten – das hat in der Vergangenheit zu Spekulationen geführt, ob die Gebeine des um 75 n. Chr. gelebten Bischofs von Ravenna wirklich so zerstückelt worden sind.
Johannes Büchel, seinerzeit Leiter der städtischen Volkshochschule Sinzig, hat sich lange und intensiv mit der Geschichte des heiligen Hauptes befasst. Im Jahr 2001 schreibt er, dass wohl bei der Verehrung des Heiligen unbedenklich Lebensgeschichte und Legende vermengt wurden. Sein Grab sei ununterbrochen im italienischen Ravenna nachgewiesen. Es müsse also im Land des Frankenherrschers, etwa nach Clodwig, oder bei den Benediktinern einen anderen Märtyrer namens Apollinaris gegeben haben, von dem es keine Vita gab, von dem aber erzählt und bezeugt wurde, dass er Epileptiker war und „wunderbar geheilt“ habe. In der Lebensgeschichte des Heiligen von Ravenna komme das nicht vor. Es sei also möglich, dass die dem Heiligen von Ravenna zugeschriebenen Reliquien in Remagen von jemanden ganz anderem stammen. Im Heimatjahrbuch 2015 des Kreises Ahrweiler auf Seite 94 schreibt Dr. Erhard Wacker eine ähnliche lautende Erklärung. Sie nachzulesen lohnt sich. Seine dort favorisierte Möglichkeit: Von Ravenna drang der Ruf des Bischofs Apollinaris auch nach Frankreich und verbreitete sich dort stark. Später, im Mittelalter, standen die kirchlichen Einrichtungen in ganz Europa in regem Kontakt. Das schloss den Austausch von Reliquien mit ein. Es liegt ein Bericht von südfranzösischen Mönchen aus dem Jahre 1181 vor, der eine Reise zur Beschaffung von Reliquien für Köln und Siegburg detailreich schildert. Als dann die Gebeine eines Heiligen mit dem Namen Apollinaris aus Frankreich ins Rheinland überführt wurden, kam es vermutlich zu einer Vermischung oder Verwechslung der Personen, da es in Frankreich mehrere historisch gesicherte Heilige mit dem Namen Apollinaris gab. Wahrscheinlich kamen die Gebeine auf Wunsch von Kaiser Otto III. im Jahr 997 zuerst in das Benediktinerkloster Burtscheid bei Aachen, ehe man sie nach dessen Auflösung 1220 nach Siegburg und später auf den Martinsberg/Apollinarisberg überführte. Der Legende nach, so schreibt Dr. Erhard Wacker, gibt es eine dritte Möglichkeit, die oft verbreitet wird: Nachdem Mailand im Jahr 1164 erobert wurde, übergab Kaiser Friedrich I. Teile der Gebeine des Heiligen Apollinaris an den Erzbischof von Köln, Rainald von Dassel, damit er sie gemeinsam mit den Gebeinen der Heiligen drei Könige nach Köln überführe. Das Schiff mit der wertvollen Fracht stoppte am 23. Juli 1164 bei Remagen. Es konnte erst weiterfahren, nachdem die Reliquie des heiligen Apollinaris auf den Berg zur Martinskapelle gebracht worden war. Von wem nun die Reliquie auf dem Apollinarisberg auch immer stammen mag: Der richtige Heilige wird nach Überzeugung der Gläubigen die vielen Gebete erhören und sich bei Gott für die Anliegen der Menschen einsetzen. tar