Birkenfeld. Das neue ÖPNV-Konzept wurde im Kreistag ausführlich diskutiert und dabei durch alle Fraktionen hindurch begrüßt. Lediglich die LUB enthielt sich ihrer Stimme, weil nicht alle ihre Wünsche im Konzept umgesetzt seien. Zudem hatte die Liste eine Einzelabstimmung über die drei Beschlussvorschläge (Konzept an sich, Variante Nationalparklinie, Andienung Campingplatz Harfenmühle) beantragt, die aber mehrheitlich abgeschmettert wurde.
Auf die Frage aus dem Plenum, mit welcher Auslastung man rechne, warnte Ministeriumssprecher Michael Puschel vor allzu hohen Erwartungen zum Start: „Wir brauchen am Anfang viel Geduld.“ Die Menschen seien über Jahrzehnte „vom Bus entwöhnt worden“, um sie zurückzugewinnen, brauche es lange, ehe die Nachfrage anziehe. Erfahrungen in anderen Regionen mit der Umstellung von reinem Schülerverkehr zum angebotsorientierten ÖPNV zeigten aber: „Das kommt. Und dann senkt jeder zusätzliche Fahrgast das Defizit.“
Selbst bei einer solch revolutionären Verbesserung im ÖPNV werde es immer Orte und Personengruppen geben, die weniger von der Umstellung profitieren als andere, warnte Hans Jürgen Noss (SPD) vor zu viel Kritik am vorliegenden Konzept: „Das liegt in der Natur der Sache.“ So ist, was von Volkmar Pees moniert wurde, keine direkte Verbindung von Leitzweiler nach Heimbach geplant, obwohl nur wenige Kilometer zwischen den beiden Orten liegen. Auch Nachbarn wie Sonnenberg-Winnenberg und Oberbrombach oder Hintertiefenbach und Fischbach sind nicht direkt verbunden.
Dass lediglich eine Rufbuslinie zwischen Kusel und Baumholder verkehren soll, wurde von Stefan Worst (SPD) kritisiert. Der konzipierte Linienplan sei nicht in Stein gemeißelt, betonte Raphael Meinhart vom Planungsbüro IGDB, Korrekturen seien möglich. So wurde bereits nachgebessert und der Campingplatz Harfenmühle an die Rufbuslinie 879 angebunden. Nicht gelungen ist das (bisher) fürs Kupferbergwerk Fischbach. Derzeit laufen Gespräche mit dem Landesbetrieb Mobilität, um die Haltestelle im Bereich der Campingplätze Sensweiler Mühle zu retten. Die sollten beim Ausbau der B 422 in diesem Bereich offenbar wegfallen – das wäre kontraproduktiv, so die klare Meinung im Kreistag.
Kirsten Beetz (CDU) kommentierte: „Jetzt hab ich endlich mal das Gefühl, dass wir an die Welt angeschlossen werden...“ Auch Uwe Weber (SPD) freut sich auf 2022: „Die Menschen im Dorf werden endlich mitgenommen.“ Für Thomas Petry (Grüne) bedeutet das Konzept auch „aktiven Klimaschutz“. Für die Linke forderte Rainer Böß die Senkung der Fahrpreise sowie Sozialtarife, seine Kollegin Tanja Krauth gar „kostenlosen ÖPNV“. Bruno Zimmer (SPD) bezeichnete die Pläne als „Quantensprung“. Bernhard Alscher (Freie Liste) mahnte die Kosten für Bahn- und Busfahrten in die Metropolen Mainz und Saarbrücken an: „Da ist unsere Region klar benachteiligt.“ Ministeriumssprecher Puschel betonte, dass zum Start mehrheitlich moderne Niederflurbusse zum Einsatz kommen sollen. Stefan Conradt