Birkenfeld. Die von der Kreissiedlungsgesellschaft (KSG) vorgelegten Auslastungszahlen ihrer Gebäude in Birkenfeld (siehe Seite 17) sind ein Beleg dafür, dass sich der Immobilienmarkt in der 6800-Einwohner-Stadt von anderen Gebieten im Kreis unterscheidet. „Es hat vor allem in den zurückliegenden drei bis vier Jahren eine Trendwende gegeben, und wir müssen nicht mehr wie früher über viele Leerstände klagen“, das sei zwar grundsätzlich erfreulich, betonte der SPD-Politiker Holger Noß bei der Präsentation des KSG-Berichts im Stadtrat. Noss, der zugleich Erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde ist, sprach aber auch die damit verbundene andere Seite der Medaille an. Inzwischen hätten zum Beispiel jüngere Familien oder einkommensschwächere Menschen immer größere Probleme, eine adäquate Mietwohnung in Birkenfeld zu finden.
In diesem Zusammenhang wollte Noss von KSG-Geschäftsführer Dirk Thomé wissen, was denn an der Behauptung dran sei, es gebe eine Warteliste mit 120 Namen, die in Birkenfeld eine Wohnung suchen. Thomé bestätigte zwar, dass eine solche Liste in der Tat existiert hat, „man muss sie aber auch differenziert betrachten“, betonte der KSG-Geschäftsführer.
Nur in 8 Prozent der Fälle standen auf dieser Liste Personen, die vorher irgendwo anders in Deutschland gelebt hatten und nun wegen Umzugs auf der Suche nach einer Mietwohnung in Birkenfeld waren. Diese Menschen habe man, wenn sie vorher nicht anderweitig fündig wurden, auch zumeist kurzfristig unterbringen können, sagte Thomé. Mit einem Anteil von 68 Prozent waren auf der Warteliste jedoch die Menschen in der großen Mehrheit, die schon in der Stadt lebten, nun aber ihr Wohnumfeld verbessern wollten und sich deshalb nach einem größeren oder besser und moderner ausgestatteten Domizil umgeschaut haben. „Da unsere Wohnungen gut in Schuss sind“, so Thomé, habe es von diesen Personen auch eine verstärkte Nachfrage an die KSG gegeben.
Vor diesem Hintergrund wurde Thomé im Stadrat deshalb auch mit der frage konfrontiert, ob es nicht vielleicht sinnvoll wäre, wenn die KSG in Birkenfeld nicht Wohnblocks, wie etwa die im Feckweilerbruch, den bisherigen Eigentümern abkaufen sollte, um sie wieder auf Vordermann zu bringen. Der KSG-Geschäftsführer erklärte dazu, dass der Erwerb von Miethäusern zwar Bestandteil der Entwicklungsstrategie ist, „aber wir müssen schon genau prüfen, ob diese Häuser auch in unser Portfolio passen und schauen, wie es mit ihrer Bausubstanz und dem Sanierungsaufwand aussieht. Die Sache muss sich für uns ja auch wirtschaftlich darstellen lassen.“ Auf die Übernahme der konkreten Immobilien in Birkenfeld angesprochen, reagierte Thomé eher reserviert. Der Ruf nach Modernisierungen sollte sich dort in erster Linie an die bisherigen Besitzer richten.
„Ich fürchte leider, dass dieser Appell ins Leere gehen wird, weil die Eigentümer zu einer umfassenden Sanierung zumeist gar nicht finanziell in der Lage sind“, entgegnete CDU-Stadtratsmitglied Bernd Jungmann auch mit Blick auf andere Wohnblocks in der Stadt, die einst für Soldaten und deren Familien errichtet wurden und sich heute in einem offenkundig sanierungsbedürftigen Zustand befinden. Deshalb geht der Geschäftsleiter des Amtsgerichts Idar-Oberstein davon aus, dass diese Situation „noch auf viele Jahre ein Riesenproblem bleiben wird“. Im Stadtrat wurden zudem Stimmen laut, dass die Kreissiedlungsgesellschaft verstärkt sozialen Wohnungsbau betreiben und über die Errichtung neuer Häuser nachdenken sollte. Da dies mit hohen Investitionskosten verbunden sei, müssten dort aber dann auch deutlich höhere Mieten verlangt werden, um die Häuser wirtschaftlich betreiben zu können, gab Thomé zu bedenken. Und er sprach einen weiteren möglichen Effekt an. „Ich weiß nicht, ob es ideal wäre, wenn wir zum Beispiel zwei neue Wohnblocks in Birkenfeld bauen und das eventuell zur Folge hat, dass an anderer Stelle zwei Blocks komplett leer stehen.“
Von unserem Redakteur
Axel Munsteiner