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Koblenz/Rhein-Lahn-Kreis

Das Herz gebrochen, das Portemonnaie leer: Eine Frau erzählt vom „Heiratsschwindel 2.0“

Von Doris Schneider
Das Herz gebrochen, das Portemonnaie leer Foto: tunedin - stock.

Eine Vergewaltigung der Seele. So empfindet Dagmar Obarowski, wenn sie an die vergangenen Monate und Jahre zurückdenkt. Die 66-Jährige aus dem Rhein-Lahn-Kreis ist Opfer eines Betrügers geworden. Übers Internet hatte sie einen Mann kennengelernt: Es sollte die große Liebe sein – aber er wollte nur ihr Geld.

Lesezeit: 3 Minuten
Finanziell kam sie relativ glimpflich davon, erzählt sie im Gespräch mit der RZ. Aber ihr Herz und ihr Selbstvertrauen haben ganz schön daran zu knapsen, dass sie so gutgläubig zum Opfer wurde. Wie oft so etwas passiert, können die Opferschutzbeauftragte Michaela Gasber und Ralf Masendorf, Leiter des Betrugskommissariats am Koblenzer Polizeipräsidium, ...
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Die drei Phasen: So gehen die Betrüger im Internet vor

Die Masche ist immer die gleiche, sagen die Koblenzer Opferschutzbeauftragte Michaela Gasber und der Leiter des zuständigen Betrugskommissariats, Ralf Masendorf:

In Phase 1 kontaktieren die Betrüger ihre zukünftigen Opfer – über Dating Portale im Internet, über Skype oder Facebook. Ein paar schnelle Komplimente, ein rasches Duzen, dann fordern sie bald, dass man das Portal verlässt und in einen privaten Chat- oder Mailverkehr übergeht. Sie berichten scheinbar Persönliches von sich. Viele sind angeblich Ärzte oder Ingenieure im Ausland, in jüngster Zeit auch häufig Soldaten. Viele geben an, sie seien verwitwet, viele haben angeblich Kinder.

In Phase 2 werden sie unverzichtbar für ihre potenziellen Opfer. Sie melden sich mehrfach am Tag, sehr verlässlich, sie fragen nach, wie es dem Gegenüber geht, zum ersten Mal fällt auch der Satz „Ich liebe dich“ oder „Wir gehören zusammen.“ Eine ganz enge Bindung entsteht – im Geheimen. Denn die Betrüger fordern die Frauen auf – es gibt auch Männer, die Opfer von Frauen werden, aber das passiert seltener – die Beziehung noch geheim zu halten, solange man noch nicht zusammen sein kann.

In Phase 3: Der Betrug wird vorbereitet. Der angebliche Freund muss ins Ausland oder sein Kind hat eine schwere Operation vor sich, er braucht ein teures Visum oder Geld für die Ausreise. Will das Opfer nicht zahlen, wird mit Druck gearbeitet: „Willst du mich/mein Kind sterben lassen?“ Immer wieder neue Dinge fallen den Betrügern ein. Manche drohen auch unverhohlen, wenn kein Geld gezahlt wird. „Aber da muss man nichts befürchten“, ist Ralf Masendorf sicher. Denn die Täter sitzen weit weg und suchen den bequemen Weg, an Geld heranzukommen, keine Gewalt.

Wer Opfer einer solchen Tat wird, sollte sie unbedingt anzeigen. Zwar ist die Chance, dass die meist in Westafrika sitzenden Täter gefasst werden, gering, aber je mehr Kenntnisse die Polizei hat, umso besser.

Die Opferschutzbeauftragte Michaela Gasber ist erreichbar unter der Telefonnummer 0261/103 28 74 oder per E-Mail an die Adresse opferschutz.ppkoblenz@polizei.rlp.de

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