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Bendorf

Millionenprojekt Sayner Hütte: Alte Industrieanlage wird aufwendig saniert – Ein Überblick [mit Video]

Von Damian Morcinek
Das Areal Sayner Hütte.
Das Areal Sayner Hütte. Foto: Damian Morcinek

2019 ist ein bedeutendes Jahr für die Sayner Hütte. Die ehemalige Industrieanlage, die im Jahr 1769 vom Trierer Kurfürst Clemens Wenzeslaus gegründet wurde, begeht nicht nur ihren 250. Geburtstag, sondern soll im März endlich auch ihr neu in Szene gesetztes Herzstück – den Hochofen samt historischer Gießhalle – der Öffentlichkeit präsentieren. Die Voraussetzungen dafür wurden in den vergangenen Monaten durch eine aufwendige Sanierung geschaffen.

Lesezeit: 3 Minuten
Noch stehen Baugerüste und Absperrungen in Gießhalle und Hochofentrakt. Doch die große Holzwand, die die Gießhalle von der dahinterliegenden Baustelle abgetrennt hat, ist mittlerweile Geschichte. Der Blick ist frei auf den kaum wiederzuerkennenden Hochofen. In den vergangenen Monaten sind sämtliche Bausünden der 1970er-Jahre, wie Zwischendecken und -wände sowie Fenster und ...
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Millionenprojekt aus einem Guss

Seitdem die Sayner Hütte 2004 in den Besitz der Stadt Bendorf übergegangen ist, ist in den vergangenen 15 Jahren sehr viel dafür getan worden, das Industriedenkmal vor dem Verfall zu bewahren und einer neuen attraktiven Nutzung zuzuführen. Im Zentrum des Sanierungskonzeptes stehen dabei die historische Althans’sche Gießhalle, deren gesamtes Tragwerk aus Gusseisen besteht, sowie der als Querriegel daran anschließende Hochofentrakt. Nicht zuletzt ihretwegen wurde die Sayner Hütte 2012 vom Land für die nationale Nominierungsliste für den Unesco-Welterbetitel vorgeschlagen. Am Ende hat das Denkmalareal den Sprung auf die sogenannte Tentativliste zwar nicht geschafft, ausgeträumt ist der Traum vom Welterbetitel aber noch lange nicht.

Das Areal Sayner Hütte.
Das Areal Sayner Hütte.
Foto: Damian Morcinek

Bereits nach dem Erwerb der Gießhalle und der Zusammenführung der Grundstücke des ehemaligen Hüttenareals wurden erste Maßnahmen und Prioritäten festegelegt, um die kulturhistorische Attraktivität und Anziehungskraft der Sayner Hütte zu steigern. Denn die Stadt Bendorf verfolgte die touristische Ausrichtung in Sayn spätestens nach dem industriellen und wirtschaftlichen Einbruch Mitte der 90er-Jahre und einem daraus resultierenden Gutachten mit definierten Entwicklungszielen, zu denen eben auch die Sayner Hütte gehört. Ein erstes Finanzierungsgespräch erbrachte im Jahr 2005 ein anfängliches Budget von 5,5 Millionen Euro zur Sanierung und Gebäudesicherung. Seitdem sind mittlerweile knapp 14,2 Millionen Euro an Fördergeldern in das Projekt geflossen. 2,4 Millionen Euro hat die Stadt Bendorf zwischen 2004 und 2019 selbst investiert.

Zu Beginn wurden nicht denkmalrelevante Gebäude und Aufbauten abgerissen, wie etwa ein Schlichthaus am oberen Erzplatz aus den 1950er-Jahren, das später lange Zeit als Obdachlosenunterkunft genutzt wurde, oder auch eine Villa, die seitlich vor der Westfassade der Gießhalle stand. Die baufällige Direktorenvilla, nördlich der Krupp’schen Halle, wurde 2006 an ein Künstlerehepaar verkauft, das das Gebäude denkmalgerecht saniert hat.

In den Jahren 2006 und 2007 fand auf Initiative des rheinland-pfälzischen Kultusministeriums ein landesweiter interdisziplinärer Studentenwettbewerb statt, dessen Ergebnisse die Stadt in die weiteren Planungen einbezogen hat. Ein weiterer Pluspunkt: Durch diesen Wettbewerb konnte die Stadt Prof. Dr. Karl Ganser als Berater gewinnen, der sich im Ruhrgebiet durch zahlreiche Umwandlungen von Industriekomplexen in Kulturstätten einen Namen gemacht hat. Nach Gansers nach wie vor für das Areal geltendem Grundsatz „karg und edel“ wurde mithilfe einfacher Materialen wie Schichtbeton, heimischem Rheinkies und Laufwegen aus Metallplatten 2009 das Außengelände – der Hüttenpark – zwischen Krupp’scher Halle und Gießhalle neu gestaltet. Dabei wurde darauf geachtet, dass die symme­trisch angelegten Wegeachsen die barocke Grundstruktur der Anlage wieder aufnehmen. Heute ist man bei der Stadt von der damaligen Wahl des Rheinkieses nicht mehr ganz so überzeugt, weil dieser die Begehbarkeit und Nutzung des Hüttenparks enorm einschränkt.

Eine wesentliche infrastrukturelle Voraussetzung für die Sanierung der Gießhalle war die Erneuerung der Saynbachmauer im Jahr 2012. Denn erhebliche Mängel an der alten Mauer machten es unmöglich, das großes und schweres Baugerät dort entlangfährt. Im selben Jahr wurde auch die lang herbeigesehnte Stiftung Sayner Hütte zur Sicherung des dauerhaften Kulturbetriebs und der Entwicklung des Denkmalareals gegründet. Stiftungsmitglieder sind das Land Rheinland-Pfalz, der Kreis Mayen-Koblenz und die Stadt Bendorf. Es ist vorgesehen, dass der Besitz des Denkmalareals künftig von der Stadt auf die Stiftung übergeht. Das dies bislang noch nicht geschehen ist, wird damit gegründet, dass sich eine Stiftung mit Beteiligung des Landes nicht selbst fördern dürfe.

Seit der Eröffnung des Besucherzentrums in der Krupp’schen Halle zum Saisonbeginn 2017 kann das Areal – wenn aufgrund von Baumaßnahmen noch eingeschränkt – offiziell besichtigt werden. Ein Audioguide mit elf Stationen vermittelt Besuchern den geschichtlichen Hintergrund. Nach Angaben der Stadtverwaltung reicht dieses Angebot aber bei Weitem nicht aus, um das Indus­triedenkmal und die in jüngster Vergangenheit neu hinzugewonnen Erkenntnisse näherzubringen. Aus diesem Grund ist auch eine Dauerausstellung in der Galerie der Krupp’schen Halle geplant, deren Umsetzung noch in diesem Jahr abgeschlossen werden soll. Nach derzeitiger Planung ist mit der Fertigstellung aller noch ausstehenden Maßnahmen auf dem Denkmalareal Sayner Hütte frühestens im Jahr 2022 zu rechnen.

14,2 Millionen Euro: Förderbeträge im Überblick

Den Investitionsaufwendungen stehen bereits bewilligte Fördergelder in Summe von 14.152.593,87 Euro gegenüber, die von den folgenden Geldgebern beziehungsweise Förderprogrammen stammen:

  • Städtebauförderung „Historische Stadtbereiche“ des rheinland-pfälzischen Ministeriums des Inneren und für Sport (5.959.452,10 Euro)
  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (1.521.086,54 Euro)
  • Nationale Projekte des Städtebaus vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt-, und Raumforschung (3.957.050 Euro)
  • Wirtschaftsförderungsgesellschaft am Mittelrhein, die sich der Verbesserung der Wirtschafts- und Sozialstruktur im Landkreis Mayen-Koblenz verschrieben hat (1.210.000 Euro)
  • Regionale Wirtschaftsförderung des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau (497.350 Euro)
  • Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (273.613,23 Euro)
  • Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien (249.250 Euro)
  • Deutsche Stiftung Denkmalschutz (121.372 Euro)
  • Freundeskreis Sayner Hütte (60.920 Euro)
  • Stiftung Sayner Hütte (9500 Euro)
  • „Aktion Blau“ des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten (108.000 Euro)
  • Stiftung Zukunft der Sparkasse Koblenz (50.000 Euro)
  • Denkmalschutzprogramm der Bundesrepublik Deutschland (135.000 Euro) 

16,6 Millionen Euro: Investitionssummen im Überblick

Die Investitionsaufwendungen belaufen sich bislang in Summe auf 16.595.348,38 Euro und stellen sich wie folgt dar:

  • Grunderwerb der Denkmalzone (138.000 Euro)
  • Abriss von Gebäuden und Freimachung der Flächen (96.806,49 Euro )
  • Erwerb des Turbinenhauses (127.136,69 Euro)
  • Sanierung der Gießhalle (3.414.647,82 Euro)
  • Gießhallenboden (364.936,08 Euro)
  • Umbau und Inszenierung des Hochofens (3.030.000 Euro)
  • Instandsetzung der Saynbachmauer (332.495,77 Euro)
  • Sayner Hütte Nr. 6: Instandsetzung von Tragwerk und Fassade (456.844,97 Euro)
  • Dachsanierung an Sayner Hütte Nr. 6 und Comptoir (209.087,11 Euro)
  • Gestaltung des Außenbereichs „Hüttenpark“ (752.188,85 Euro)
  • Sanierung der Krupp’schen Halle (2.640.000 Euro)
  • Anschaffung des Audioguides (69.419,56 Euro)
  • Anschaffung von Veranstaltungsequipment: Bühne, Bestuhlung, Beamer, Leinwand (118.927,26 Euro)
  • Beleuchtungskonzept und Umsetzung (366.857,78 Euro)
  • Sanierung des Arkadengebäudes (1,4 Millionen Euro)
  • Sanierung des Comptoirs (1,51 Millionen Euro)
  • Hangsicherung und Erschließung des oberen Erzplatzes (1.105.000 Euro)
  • Neuinterpretation der Möllerbrücke (105.000 Euro)
  • Dauerausstellung in der Krupp’schen Halle (180.000 Euro
  • Sanierung und Konservierung des Wasserrades (178.000 Euro)
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