Winningen. Die Schwebelkeller, einst ein Hort des Weinbooms an der Untermosel, fristen seit Jahrzehnten ein trauriges Dasein. Die geräumigen Gewölbe wieder mit Leben zu füllen, das haben sich ihr Besitzer Martin Wolf und Klaus Lammai auf die Fahne geschrieben. Kürzlich hat ein viel beachteter Wettbewerb von Architekturstudenten offenbart, wie viel Potenzial in den Schwebelkellern steckt (die RZ berichtete). Große Vinothek mit Sommelierschule? Ein Terrassenmoselzentrum? Ein interaktives Dokuzentrum zum Thema Wein? Viele Fragen, zu denen die Antworten gesucht werden – und ein oder mehrere Investoren. Was steckt also schon in den Schwebelkellern drin?
So sieht die Villa Schwebel heute aus – ein imposantes Ensemble mit leicht morbidem Charme.
Stephan Mahlow/Martin Wolf
In ihrem „Bauch“ schlummert ein Kellergewölbe auf zwei Ebenen. Diese mit Leben zu füllen, ist das Ziel des Eigentümers Martin Wolf und seiner Mitstreiter vom künftigen Terrassenmoselverein. Wird er sein Zentrum in diesem Keller einrichten?
Stephan Mahlow/Martin Wolf
Ein künstlerisches Ereignis ist vor wenigen Jahren die Lichtinstallation in den Schwebelkellern gewesen. Sie kann heute noch besichtigt werden. In diesem Jahr soll die Veranstaltung „Bass und Bouquet“ der Jungwinzer am 21. Juli in der Anlage der Villa stattfinden.
Yvonne und Klaus Goulbier
Viel Wein, mehrere Hunderttausend Liter, wurde zu besten Zeiten in den Schwebelkellern eingelagert. Die Belegschaft mit August Schwebel posiert vor dem großen Weinkeller im Kratzehofweg.
privat
August Schwebel starb 1897, das Bild wurde nach dem Tod der Firma Schwebel mit der Schrift auf den Weinfässern bearbeitet. Betriebschefin war zu dieser Zeit (1900) die Witwe Margarethe Schwebel, sie ist nicht auf dem Foto zu sehen. Fotos: privat
„So etwas Einmaliges an der Mosel ungenutzt liegen zu lassen, das wäre ein Sakrileg“, sagt Klaus Lammai, der mit einer Handvoll Interessierter dafür wirbt, die Schwebelkeller wachzuküssen. Der Impulsgeber des künftigen Terrassenmoselvereins ist sich sicher, dass es „eine Rückbesinnung auf die Werte gibt, die wir haben.“ Insbesondere im Tourismus, sowohl aufseiten der Anbieter wie der Kunden. In Winningen gehe es darum, „die Substanz, die hier verborgen liegt, für alle sichtbar zu machen“. Die Keller nebst der dazugehörigen Villa stehen in prominenter Nachbarschaft: Gleich nebenan ist das Haus der August-Horch-Enkelin.
1988/89 hat der professionelle Fotograf Martin Wolf das Schwebel-Anwesen, das zuvor als Esoterikzentrum diente, erworben. „Die Substanz des Gebäudes war in Ordnung, ich bin 1990 eingezogen“, erinnert sich Wolf, der sich in das reizvolle Ensemble verguckt hatte. Auch weil er dessen teils morbiden Charme für Fotoshootings ideal nutzen kann.
Zweifelsohne – da sind sich Wolf und Lammai einig – ist es „ein Kraftakt, die alte Schönheit der Schwebelkeller wiedererstehen zu lassen. Einfacher wäre es mit einem steinreichen Investor, der sich ins Ensemble verliebt. Und dafür finanziell geradesteht. Denn die jetzt trist und leer daliegenden Keller imponieren dennoch „aufgrund ihrer schieren Größe“ (Wolf).
Sechs Studententeams haben sich in einem Workshop und an der Hochschule Koblenz 80 bis 100 Stunden jeweils mit Neukonzeptionen beschäftigt. Herausgekommen sind beeindruckende Studien, die das Potenzial der Schwebelkeller erahnen lassen. Wolf und Lammai wollen jetzt am Ball bleiben. „Die Diskussion soll jetzt weitergehen. Wünschenswert wäre, wenn daraus eine Identifikation mit der Terrassenmosel entsteht und weiterentwickelt wird“, sagt Klaus Lammai. Dazu müsse sich auch die öffentliche Hand äußern, ob sie den einen oder anderen Weg mitträgt, auch was Zuschüsse anbelangt. Kreis, Verbandsgemeinde und Gemeinde Winningen seien hier gefragt. Martin Wolf sieht gar die Möglichkeit, dass die renovierten Schwebelkeller „ein solcher Magnet werden würden wie der Geysir in Andernach oder der Mendiger Lava-Dome“.
Von unserem Chefreporter Thomas Brost