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Westerwaldkreis

Schädling lässt Bäume reihenweise sterben: Borkenkäfer frisst Fichten im heißen Westerwald auf

Von Martin Boldt
Was hinter seinem Rücken geschieht, kann Bernhard Kloft, Förster im Revier Eisenbach, kaum mit ansehen: Reihenweise hat der Borkenkäfer die Fichten befallen und sie absterben lassen.  Fotos: Markus Müller (3)/Martin Boldt
Was hinter seinem Rücken geschieht, kann Bernhard Kloft, Förster im Revier Eisenbach, kaum mit ansehen: Reihenweise hat der Borkenkäfer die Fichten befallen und sie absterben lassen. Fotos: Markus Müller (3)/Martin Boldt Foto: Markus Müller

Besonders die Fichten leiden im Westerwald unter Hitzestress und bilden deshalb kein Harz mehr. Das macht es dann dem Borkenkäfer leicht, jeder Menge Bäume den Garaus zu machen.

Lesezeit: 4 Minuten
„Das ist schon Wahnsinn, der ist wirklich überall“, seufzt Bernhard Kloft, während er auf die zahlreichen herabgefallenen grünen Nadeln auf dem Waldweg vor ihm deutet. Borkenkäfer! Die seit dem Frühjahr anhaltende Trockenheit und Hitze hat mittlerweile nicht nur den Wald im Forstrevier Eisenbach inzwischen in ein Eldorado für den Schädling ...
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Zehntausende Käfer

Entwicklung: Die Fieslinge unter den Rüsselkäfern sind die Rindenbrüter, die normalerweise eine wichtige Rolle im Stoffkreislauf des Ökosystems Wald spielen. Zu dieser Familie gehört auch der Buchdrucker(Ips typographus), der den schönen Zweitnamen Großer achtzähniger Fichtenborkenkäfer trägt.

Die Spuren der Borkenkäfer sieht man unter der Rinde.
Die Spuren der Borkenkäfer sieht man unter der Rinde.
Foto: Martin Boldt

Aber auch andere Borkenkäfer tragen eindrucksvolle Bezeichnungen: Kleiner gekörnter Lärchenborkenkäfer, Kleiner borstiger Nadelholzborkenkäfer, Großer zwölfzähniger Kiefernborkenkäfer oder Krummzähniger Tannenborkenkäfer. Insgesamt soll es weltweit bis zu 5000 Borkenkäferarten geben. Seine Eier legt der Borkenkäfer direkt unter die Rinde ab. Die Larven zerstören dann die Nährstoffbahnen und verwerten die Nährstoffe selbst, wodurch der Baum keine Nahrung mehr erhält und abstirbt. Eine befallene Fichte muss daher schnell gefällt und entrindet werden, damit sich die schadhaften Stellen in Grenzen halten. In einem Brutbild des Buchdruckers können sich auf rund 300 Quadratzentimeter etwa 200 Larven entwickeln. In der Rinde einer „ausgewachsenen“ Fichte haben etwa 500 Brutbilder Platz. Somit können sich in einen Baum mehr als 10.000 Buchdrucker entwickeln.

Bohrmehl gibt Alarm

Ein kleines Bohrloch und Bohrmehlhäufchen deutet auf den Käfer hin.
Ein kleines Bohrloch und Bohrmehlhäufchen deutet auf den Käfer hin.
Foto: Markus Müller

Schadensbild. Der Borkenkäfer ist einer der gefährlichsten Schädlinge in der Forstwirtschaft. Es gibt diverse Arten, die unterschiedliche Baumarten befallen können. Die gefährlichsten Borkenkäfer sind der Buchdrucker und der Kupferstecher, die sich beide über die Fichte hermachen. In den Medien werden diese beiden Arten oft nicht unterschieden – dort heißen sie einfach nur Borkenkäfer. Unter besonderer Beobachtung der Förster stehen zurzeit insbesondere trockene Fichtenstandorte. Denn Wassermangel ist gerade bei der Fichte als ein Wassersäufer ein Problem. Sie lockt dann mit einem anderen Geruch/Duft die Borkenkäfer an. Ein Alarmsignal ist, wenn die Fichten massenweise grüne Nadel abwerfen und richtige Nadelteppiche auf den Waldwegen und e Waldboden liegen. Und wenn die Fichten unter Wassermangel leiden, können sie auch kein Harz mehr als Abwehrmittel gegen die Borkenkäfer bilden. Die ersten Käfer bohren sich dann in die Rinde ein. Weil die Bohrlöcher sehr klein sind, fallen sie noch am ehesten auf, wenn sich auf Rindenschuppen kleine Bohrmehlhaufen bilden. Oder es liegt schon jede Menge Bohrmehl am Fuß des Stammes. Dann ist der Baum aber schon stark befallen.

Bäume raus aus Wald

In den Gängen unter der Rinde entwickelt sich aus Larven der Käfer.
In den Gängen unter der Rinde entwickelt sich aus Larven der Käfer.
Foto: Markus Müller

Maßnahmen. Im Ökosystem Wald bringen die unterschiedlichsten Borkenkäferarten geschwächte Bäume zum Absterben und schaffen so Platz für junge, gesunde Bäume, die dem Standort besser angepasst sein können. In unserer Region wurden oft Fichten aus wirtschaftlichen Gründen in Monokultur auf für diese Baumart oft nicht gut geeigneten Flächen angepflanzt, die unter bestimmten Bedingungen optimale Borkenkäferbiotope werden können. Dazu können insbesondere klimatische Extreme, wie in diesem Jahr der Wintersturm und die Trockenperiode im Sommer – ideale Voraussetzungen für eine explosionsratige Vermehrung der Borkenkäfer. Dann kommt es schnell zum Teufelskreis: Das Überangebot an Käferholz führt nicht nur zum Preisverfall, sodass die kranken Bäume wirtschaftlich kaum noch gefällt und aus dem Wald geholt werden können. Für Waldbesitzer entsteht zudem eventuell großer finanzieller Schaden. Angesichts großer Mengen von Käferholz reichen auch die Transportkapazitäten nicht aus, um die befallenen Stämme schnell aus dem Wald zu schaffen. Durch die nicht geplant gefällten Bäume entstehen zudem wieder Lücken im Wald, in denen der Sturm leichtes Spiel hat.

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