Kreis Birkenfeld/Köln

Ein Jahr danach: Wie geht es Germany's Next Topmodel Kandidatin Taynara heute?

Von Michael Defrancesco
Ein Gruß für die Fans: Taynara ist selten privat – vieles aus ihrem Leben teilt sie mit ihrer Community auf Instagram.
Ein Gruß für die Fans: Taynara ist selten privat – vieles aus ihrem Leben teilt sie mit ihrer Community auf Instagram. Foto: Michael Defrancesco

Taynara Joy Silva Wolf eroberte die Herzen der Fans im Sturm, als sie 2016 ins Finale von „Germany's Next 
Topmodel“ (GNTM) kam und Fünfte wurde. Für die Fans war sie die Siegerin der Herzen – und natürlich für 
Oma Gisela, die im beschaulichen Hunsrückort Rhaunen die Daumen für ihre Enkelin drückte. Wir haben Taynara ein Jahr nach GNTM besucht.

Lesezeit: 5 Minuten
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Spaziergang zur Lieblingsbank: Am Waldrand kann das 20-jährige Topmodel aufatmen und die Schafe beobachten.
Spaziergang zur Lieblingsbank: Am Waldrand kann das 20-jährige Topmodel aufatmen und die Schafe beobachten.
Foto: Michael Defrancesco

Kaum haben wir das Ortsschild mit dem Schriftzug „Rhaunen – Kreis Birkenfeld“ passiert, überfällt Taynara die Nostalgie. Die 20-Jährige, die im vergangenen Jahr Platz fünf bei „Germany's Next Topmodel“ holte, ist inzwischen gut im Geschäft. „Läuft bei ihr“ – wie die Kids das heutzutage nennen. Und gerade dann, wenn München, Köln und Berlin in wenigen Tagen auf dem Reiseplan der jungen Frau stehen, ist eine Auszeit Gold wert. „Rhaunen ist mein Ruheort“, sagt Taynara. Und während das Auto langsam durch den beschaulichen Hunsrückort rollt, erzählt sie Geschichten um Geschichten. Taynara kennt hier jeden Stein.

Oma Gisela winkt bereits von der Terrasse – Taynara springt regelrecht aus dem Auto und fliegt ihrer Oma um den Hals. Beide reden gleichzeitig, lachen, Küsschen auf die Wangen, knuddeln – zu Hause. „Ich liebe es, bei meiner Oma zu sein“, sagt Taynara und schmiegt sich liebevoll an, und Oma Gisela nickt lachend: „Ja, hier wirst du morgens vom Vogelzwitschern geweckt.“ Taynara nickt: „Und wenn ich aufstehe, ist das Frühstück schon fertig. Und ich kann dann den ganzen Tag auf dem Sofa gammeln oder spazieren gehen oder mit meiner Oma ins Schwimmbad.“ Oma Gisela nickt lächelnd: „Die Seele baumeln lassen.“

Streuselkuchen bei Oma Gisela: Die Stunden und Tage im Hunsrück braucht Taynara zum Aufladen ihrer Akkus.
Streuselkuchen bei Oma Gisela: Die Stunden und Tage im Hunsrück braucht Taynara zum Aufladen ihrer Akkus.
Foto: Michael Defrancesco

Taynaras Alltag kann auch ganz anders sein. Nein – er ist meistens ganz anders. Sie hat eine kleine Wohnung in Köln, dort, wo ihr beruflicher Lebensmittelpunkt ist. Als wir sie in Köln treffen, spürt man gleich: Dort ist die junge Frau unter Strom. Nichts mit Vogelzwitschern – hier klingelt morgens der Wecker, oft viel zu früh. Und dann geht es los: Schauspielschule, Ballettunterricht, Fotoshootings, Modelaufträge. Alternativ: Kofferpacken und zum Flughafen düsen, weil der nächste Job in München oder auf Mallorca stattfindet. Mal einen Ausflug auf dem Rhein zu machen, mal gemütlich ein Eis mit Blick auf den Kölner Dom zu essen – das muss Taynara sich geradezu in den Terminkalender schreiben. „Ich bin ein richtiger Adrenalinjunkie – deshalb ist dieses Leben schon richtig für mich“, sagt Taynara und grinst. „Und ich muss schon sagen: Köln ist meine Lieblingsgroßstadt.“ Gelebt hat sie schon in Hamburg oder Berlin, „aber im Herzen bin ich doch Rheinländerin.“

In ihren ersten Monaten in Köln hat sie ständig eine kleine Videokamera mit sich herumgetragen: „Cologne Daily“ hieß ein Streamingformat von RTL II, bei dem Taynara ihren Alltag filmen und ins Internet stellen musste. „Ein Job wie jeder andere“, sagt sie und schmunzelt. Für junge Prominente ist es heutzutage selbstverständlich, das Leben mit den Fans zu teilen – sei es über Instagram, Snapchat oder eben über ein solches Streamingformat wie „Cologne Daily“. „Wenn ich mich mal zwei Tage nicht im Internet melde, dann bekomme ich unzählige Nachrichten, und meine Fans fragen, wie es mir geht.“

All dies hat aber erst einmal Pause, wenn Taynara bei Oma Gisela ist – denn die hat Streuselkuchen da. „Mein Lieblingskuchen“, juchzt das Topmodel und lässt sich von Oma gleich ein großes Stück auf den Teller geben. Dann brummt die Kaffeemaschine, und bald duftet es herrlich gemütlich über die Terrasse.
Es wird nichts gepostet, nichts gefilmt – das Handy bleibt in der Tasche, die irgendwo in der Ecke liegt. Freizeit. Privatzeit. Oma Gisela ist es inzwischen gewohnt, ihre Enkelin abzuschirmen. „Es weiß ja niemand, wann Tay zu Besuch kommt“, sagt sie. „Früher sind ab und zu mal ein paar Mädchen an unserem Haus entlangpatrouilliert – aber weil Tay nicht dauernd hier ist, haben sie irgendwann aufgegeben.“ Sie muss lachen: „Der ganze Ort nennt mich schon Promi-Oma.“ Auch Tay stimmt ins Gelächter mit ein. Die Promi-Oma – o ja, die hat schon so einiges mit ihrer Enkelin erlebt. Bei allen wichtigen Fernsehshows war sie dabei, beim GNTM-Finale auf Mallorca und bei „Deutschland tanzt“ in München. „Ich bin inzwischen abgebrüht“, erzählt Oma Gisela. „Wenn ich eine Show im Fernsehen sehe, dann denke ich immer: Ach, ihr beeindruckt mich nicht, ich weiß ja, wie das gemacht wird.“
In Köln tobt das Großstadtleben rund um Taynara. Sie steht auf der Domplatte, wir machen Fotos. Alltagsgeschäft für die junge Frau – die Posen laufen fließend ineinander über. Keine zwei Sekunden bleibt sie stehen, sofort ändert sich die Haltung ihrer Arme, Beine. Lächeln, verträumter Blick in die Ferne, Flirt in die Kamera, ernste Miene. Zack, zack.

„Ja, da hat mir GNTM echt viel geholfen“, sagt Taynara hinterher lachend. „Überhaupt bin ich sehr dankbar, wie viele Türen mir durch diese Show geöffnet wurden.“ Mit ihren 20 Jahren wirkt sie sehr abgeklärt. Sehr freundlich und nahbar, aber alles andere als naiv. „Ich habe durch die Show viel von der Welt gesehen, und ich bin wirklich erwachsen geworden. Ich sehe einiges jetzt mit anderen Augen.“ Sie weiß, dass einem in der Branche nichts geschenkt wird. Dass man hart an sich arbeiten muss. Sowohl, um sich weiterzuentwickeln, als auch, um ein normaler Mensch zu bleiben und nicht abzuheben. „Ich erlebe immer wieder Mädels aus der Branche, die nicht auf sich aufpassen und sich sehr verändert haben“, sagt Taynara und blickt nachdenklich drein. „Nein, so will ich nicht werden.“

Taynara Wolf liebt die Großstadt und ihr Köln: Die 20-Jährige, die im vergangenen Jahr Platz fünf bei „Germany
Taynara Wolf liebt die Großstadt und ihr Köln: Die 20-Jährige, die im vergangenen Jahr Platz fünf bei „Germany's Next Topmodel“ holte, lebt und arbeitet in der Domstadt.
Foto: Michael Defrancesco

„Du hast dich nicht verändert“, sagt Oma Gisela energisch, als das Thema beim Streuselkuchen angeschnitten wird. Ja, auch sie weiß, dass die Branche nicht einfach ist. Dass es zum Beispiel viel Neid gibt. Seit einem Jahr ist Taynara nun schon ein Promi – und wer länger mit ihr zu tun hat, erlebt, wie souverän die 20-Jährige mit dem „Fame“ umgeht. Der erlebt das Getuschel der Mädchen, wenn Taynara an ihnen vorbeigeht. Der erlebt, wie die Mutigsten zu ihr kommen und sie um ein Foto bitten.

Oma Gisela muss lachen: „Ich erinnere mich an einen Tag, an dem wir für Taynara Schuhe kaufen wollten. Einfach nur Schuhe kaufen. Kaum waren wir im Laden, da wurde sie entdeckt, und eine ganze Traube von Mädchen fiel über uns her.“ Auch Taynara lacht bei der Erinnerung. „Bis wir die alle abgearbeitet hatten, das hat gedauert.“ Und die Schuhe? „Die haben wir noch gekauft, aber vor lauter Rummel habe ich sie eine Nummer zu klein gekauft.“ Auch in Rhaunen hat Taynara einmal eine Autogrammstunde gegeben. „Da kamen ganz schön viele Fans“, erinnert sich die Oma.

Hat sie es jetzt also geschafft? „Ich habe immer noch Träume“, sagt Taynara und schmunzelt. „Ich spare alles Geld, was ich habe, für Los Angeles. Dort will ich irgendwann wohnen und arbeiten.“ Ihre Augen funkeln. „Wahrscheinlich ende ich wie Penny in der ,Big Bang Theory': Ich gehe nach L.A., um Schauspielerin zu werden – und am Ende werde ich in einer Bar kellnern.“ Oma Gisela knufft ihre Enkelin, so etwas will sie gar nicht hören. Lieber erinnert sie sich an die gute, alte Zeit. „Weißt du noch, wo ich dich immer hingebracht habe, wenn du nicht einschlafen konntest?“, fragt sie. Taynara nickt – wie könnte sie das vergessen. Wir brechen auf und spazieren ein wenig: zu einer Bank am Waldrand. „Zu dieser Bank bin ich immer mit dir gegangen, damit du einschläfst. Du warst ja überhaupt kein Schlafkind. Du dachtest immer, dass du etwas verpasst“, sagt Oma Gisela und streicht ihrer Enkelin durchs Haar. Die lächelt: „Bin ich heute immer noch nicht. Schlafen kann ich, wenn ich älter bin.“ Das Leben ist noch viel zu aufregend.