Rheinland-Pfalz

Ringrocker machen ihrem Ärger Luft: Fans kritisieren Veranstalter wegen Profitgier und schlechter Kommunikation

Campen bei Rock am Ring ist Kult für Tausende. Doch einigen ist angesichts verschärfter Bedingungen der Kragen geplatzt. Foto: Archiv/Jens Weber
Campen bei Rock am Ring ist Kult für Tausende. Doch einigen ist angesichts verschärfter Bedingungen der Kragen geplatzt. Foto: Archiv/Jens Weber

Sie fühlen sich vergessen, nicht gehört und teilweise sogar abgezockt: Im Vorfeld des Musikfestivals Rock am Ring (1. bis 3. Juni am Nürburgring) wächst der Unmut der Fans im Netz. Dort bleibt er nicht stecken, sondern ergießt sich jetzt direkt über Festivalveranstalter Marek Lieberberg von der Marek Lieberberg Konzertagentur (MLK). In einem offenen Brief fragen Fans: „Sind wir (noch) der Ring?“ Einiges liegt in den Augen langjähriger Besucher bei dem Megafestival im Argen.

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Die Initiatoren werfen mit ihrer Frage einen Blick zurück ins vergangene Jahr: Als das Festival wegen einer Terrorwarnung am ersten Abend abgebrochen wurde, schallte es aus Tausenden Kehlen: „Wir sind der Ring.“ Was damals spontane Gefühlsäußerung einer großen Masse war, scheinen manche aber längst nicht mehr zu empfinden. Das erklärt die 24-Jährige Sammy, die unter anderen den offenen Brief angestoßen hat, jetzt im Interview mit dem Musikmagazin „Visions“. Neben „zu strengen“ Vorschriften auf den Campingplätzen – etwa dem Verbot von Stromgeneratoren oder der Beschränkung von Großraumzelten auf maximal zehn Personen, die auch bei anderen Festivals gang und gäbe sind – ist die „Profitgier ein großer Kritikpunkt“.

Es geht nicht grundsätzlich um gestiegene Ticketpreise – „dass Bands teurer werden, dass generell der Festivalmarkt in Deutschland preislich anzieht, das ist eine Entwicklung, die nicht nur bei Rock am Ring stattfindet“, sagt Sammy, die das Festival seit zehn Jahren besucht. Aber dass zum Beispiel für transparente Beutel, die ab sofort auf dem Gelände wegen der gestiegenen Sicherheitsvorkehrungen Pflicht sind, 8 Euro verlangt werden, während sie bei anderen Festivals kostenlos zu haben seien, findet sie ärgerlich. Ebenso dass faltbare Trinkflaschen für 3 Euro verkauft werden. Tetrapacks, die lange erlaubt waren, dürfen ebenfalls aus Sicherheitsgründen nicht mehr mitgeführt werden. Auch das mache viele Fans wütend.

Wie viele kann Sammy nur schätzen. Sie geht davon aus, dass sich „40 bis 50 Prozent der Rock-am-Ring-Besucher mindestens in einem unserer Punkte wiedererkennen“. Angemerkt sei jedoch: Billigere Alternativen zu Beuteln und Trinkflaschen dürfen mitgebracht werden, es gibt keinen Zwang zum Kauf der Rock-am-Ring-Ware. Und: Gehen Sicherheit und ein schneller Einlass nicht vor, der gewährleistet wird, wenn nicht jede Tasche geöffnet werden muss?

Darüber hinaus kritisieren die Briefschreiber die mangelnde Kommunikation – vor allem in den sozialen Medien. Die Gründe für viele Veränderungen sind in Sammys Wahrnehmung nie ausreichend erklärt worden. „Das erweckt bei den Fans den Eindruck, dass sie nicht mehr ernst genommen werden“, und führt dazu, dass sie sich dem Festival nicht mehr verbunden fühlen, sich emotional entfernen – und im Zweifelsfall in der Konsequenz kein Ticket mehr kaufen. „Das ist nicht als Drohung gemeint, aber wir stehen vor der Entscheidung, ob wir diesen Weg weiter mitgehen möchten.“

Sie hoffen auf ein klärendes Gespräch – und immerhin: Eine Rückmeldung von MLK hat es bereits gegeben. Im Anschluss an das diesjährige Festival will der Veranstalter die Kritikpunkte eingehend analysieren und „an einer weiteren Optimierung arbeiten.“ Sammy freut das. Sie hofft, dass nach dem Festival ein offener Dialog von Angesicht zu Angesicht möglich ist – um „eine gemeinsame Lösung“ zu finden. Und um weiterhin überzeugt sagen zu können: „Wir Fans sind der Ring.“ Melanie Schröder