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Geplanter Absturz: Raumsonde „Cassini“ dreht ihre letzten Runden um den Saturn

Rund 20 Jahre lang war die Raumsonde „Cassini“ unterwegs, hat mit spektakulären Manövern den Saturn und seine Ringe erkundet und Forscher begeistert. Jetzt steht das Ende der Mission bevor – und das soll nicht weniger spektakulär werden.

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Auf das „große Finale“ folgt ein Ende mit Knall: Rund 20 Jahre nach ihrem Start soll die Raumsonde „Cassini“ sich am Freitag (15. September) kontrolliert in den Saturn stürzen. „Das Ende der Mission wird ein ergreifender Moment, aber ein passender und sehr wichtiger Abschluss einer beeindruckenden Reise“, sagt Earl Maize von der US-Raumfahrtbehörde Nasa.

„Indem wir das Raumschiff sicher in der Atmosphäre des Saturn entsorgen, verhindern wir jede Möglichkeit, dass ,Cassini' in der Zukunft irgendwann auf die Monde des Saturns auftreffen und damit ihre unberührte weitere Erkundung unmöglich machen könnte." Zuvor war „Cassini“ als erste Raumsonde in der Region 22 Mal zwischen dem Planeten und seinen Ringen hindurchgeflogen.

Das „letzte Abtauchen“ beginnt nach Angaben der Nasa am Freitag um 10.37 Uhr (MESZ), dann geht es für die Sonde hinein in die Atmosphäre des Gasriesen. Gegen 13.54 Uhr erwartet die Nasa via Radiowellen das letzte Signal von „Cassini“ von rund 1500 Kilometern über den Wolken des Saturn, bevor die Sonde wie ein Meteor auseinanderbricht.

Bis zuletzt soll die 12.600 Kilogramm schwere Sonde, die 2004 in der Umlaufbahn des Saturn angekommen war, funken. Die Kamera wird zwar schon vor dem Absturz abgestellt, aber acht der zwölf wissenschaftlichen Instrumente an Bord von „Cassini“ arbeiten weiter. „Während des Rasens in die Atmosphäre werden wir in Echtzeit Daten senden – das gab es noch nie am Saturn“, sagt Nasa-Managerin Lisa Spilker. Wertvolle Daten etwa über die Zusammensetzung der Atmosphäre des Saturn sollen so gesammelt werden.

Von nun an ging's bergab: Künstlerische Illustration zum Sturz der Raumsonde auf den Saturn.

JPL

Die Flugleiterin Julie Webster wirft im Kontrollzentrum der US- Raumfahrtbehörde Nasa in Pasadena (USA) ihre Hände in die Luft, nachdem das letzte Signal der Raumsonde „Cassini“ einging.

dpa

Ende einer engen Beziehung: Die Ingenieurin Nancy Vandermay wischt sich im Kontrollzentrum der US- Raumfahrtbehörde Nasa in Pasadena (USA) die Tränen aus den Augen, nachdem das letzte Signal der Raumsonde einging.

dpa

Rund 20 Jahre lang war die Raumsonde „Cassini“ unterwegs, hat mit spektakulären Manövern den Saturn und seine Ringe erkundet und Forscher begeistert.

NASA

Rund 20 Jahre lang war die Raumsonde „Cassini“ unterwegs, hat mit spektakulären Manövern den Saturn und seine Ringe erkundet und Forscher begeistert.

NASA

Das am 13. September von der NASA veröffentlichte Foto, das aus Bildern zusammengesetzt wurde, die von der Raumsonde Cassini gemacht wurden, zeigt die nördliche Hemisphäre des Planeten Saturn, aufgenommen aus einer Entfernung von ungefähr 1, 1 Millionen Kilometern.

NASA

Wissenschaftler sind gespannt – ohnehin aber hat die 1997 gestartete und rund 3,2 Milliarden Dollar teure Mission, an der Tausende Mitarbeiter aus 17 Ländern beteiligt sind, alle Erwartungen übererfüllt. „Die Mission war vollgepackt mit wissenschaftlichen Premieren“, sagt Spilker.

Noch nie zuvor hatte sich eine Sonde in die Region der Saturn-Ringe gewagt. „Cassini“ hat das Verständnis über den Planeten und seine Ringe revolutioniert und einiges entdeckt, was Forscher begeisterte – etwa einen Ozean auf dem Mond Enceladus, der möglicherweise Leben dort zulassen könnte, und flüssige Methan-Seen auf dem Mond Titan.

„,Cassini' hat unser Denken in vielerlei Hinsicht verändert, aber insbesondere in Hinblick auf überraschende Orte im Sonnensystem, an denen möglicherweise Leben Fuß fassen könnte“, sagte Nasa-Manager Thomas Zurbuchen. Die neu gewonnenen Erkenntnisse sollen in künftige Missionen einfließen – zum Beispiel in die „Europa Clipper“-Sonde, die in den 2020er Jahren in Richtung Jupiter starten soll. Nasa-Forscher hoffen auch auf eine weitere Mission zum Saturn auf Basis der „Cassini“-Erkenntnisse, sowie zu den bislang noch nicht ausgiebig aus der Nähe erforschten Planeten Uranus und Neptun.

„Cassini“ war zum Abschluss der Mission in einem „großen Finale“ 22 Mal mit spektakulären Manövern zwischen dem Saturn und seinen Ringen hindurchgetaucht. Teils lagen die Flughöhen nur rund 1700 Kilometer über der obersten Wolkendecke des Planeten. Die faszinierenden Fotos, die die Sonde dabei aufnahm, ließen Wissenschaftler ins Schwärmen geraten. So wie Nasa-Manager Jim Green: „In der Tradition der großartigsten Erkundung hat ,Cassini' den Weg markiert, uns neue Wunder gezeigt und uns vorgemacht, wohin unsere Neugier uns bringen kann, wenn wir es wagen.“

Von Christina Horsten (dpa)