Rosenheim

Strategie eines mittelständischen Unternehmens: „Alle Zeichen stehen auf Erneuerung“

Landrat Peter Enders (3. von links) informierte sich zusammen mit weiteren Besuchern über die Produkte der Fa. Hombach Wärmetechnik und die aktuellen Herausforderungen für das Unternehmen.  Foto: Kreisverwaltung/Thorsten Stahl
Landrat Peter Enders (3. von links) informierte sich zusammen mit weiteren Besuchern über die Produkte der Fa. Hombach Wärmetechnik und die aktuellen Herausforderungen für das Unternehmen. Foto: Kreisverwaltung/Thorsten Stahl

Wer wissen will, wie die deutsche Wirtschaft derzeit tickt, muss nicht nach Berlin, Hamburg oder München reisen, nicht auf VW, Linde oder BASF schauen. Wie die Kreisverwaltung in einer Mitteilung erklärt, reicht dafür der Blick in den Westerwald, genauer gesagt: nach Rosenheim.

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Dort ist mit der Firma Hombach Wärmetechnik ein klassischer Mittelständler beheimatet. „Die berühmte Mischung aus Bodenständigkeit, Innovationskraft und internationaler Wettbewerbsfähigkeit haben die Spezialisten für Wärmetauscher längst in ihre DNA aufgenommen“, erklärt die Verwaltung. Davon habe sich Landrat Peter Enders ein Bild gemacht. Bei dem Betriebsrundgang sei auch viel Klartext in Sachen „Rahmenbedingungen“ zu hören gewesen.

Mit dabei waren unter anderem Joachim Brenner, Erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain, und der Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel. Ruth Hombach, geschäftsführende Gesellschafterin und in dritter Generation an der Spitze des Familienunternehmens stehend, gab den Besuchern zunächst einen Einblick in die Firmenhistorie. Diese nahm in den 1960er-Jahren mit der Produktion von Dampfkesseln in Rosenheim ihren Anfang. Seitdem erlebe das Unternehmen einen steten Aufschwung, zuletzt auch optisch für jedermann sichtbar mit dem Bau der neuen Produktionshalle im Jahr 2015. Doch diese Investition markiert nur das Ende eine Etappe, nicht aber das Ziel, wie Landrat Enders erfuhr.

Investieren, um zu überleben

„Alle Zeichen stehen auf Erneuerung“, beschrieb Ruth Hombach die aktuelle Strategie. Was bedeute: Es wird noch einmal massiv in neue Maschinen und damit den Standort Rosenheim investiert. Sämtliche Prozesse und Abläufe sollen dabei optimiert, die Automatisierung vorangetrieben werden. „Wir müssen investieren, wenn wir überleben wollen“, schilderte die Unternehmerin die Bedingungen eines harten Wettbewerbs. Denn: „Zuverlässig und flexibel ist mittlerweile auch das Ausland.“ Wie hoch technisiert die Produkte von Hombach sind und welche Einsatzmöglichkeiten es gibt, erfuhren die politischen Gäste im Anschluss vom technischen Werkleiter und Geschäftsführer Frank-Josef Lehnhäuser.

Die Firma Hombach ist also fest gewillt, sich den momentanen Herausforderungen des Marktes zu stellen, würde sich bei diesem Kampf aber auch entsprechende Unterstützung der Politik wünschen. Einige beispielhafte Punkte: mehr Investitionen in Bildung, schnellerer Zugang für Migranten in den Arbeitsmarkt, weniger Bürokratie und steuerliche Entlastungen. Auch die Höhe des Bürgergelds wurde kritisiert. Beim Thema „Bildung“ knüpfte Landrat Enders an: „Die Hardware ist vorhanden, das Problem ist die Software.“ In immer mehr Schulen und bei immer mehr Kindern müssten Versäumnisse aus dem Elternhaus aufgearbeitet werden.

Kritik an Einstellung zur Arbeit

Auch wollte der Landrat dem Eindruck entgegentreten, dass nur eine Gruppe die Deutungshoheit über die soziale Gerechtigkeit im Land innehabe: „Sozial gerecht ist auch, dass derjenige, der als Arbeitgeber Transferleistungen überhaupt erst möglich macht, zu vernünftigen Bedingungen arbeiten kann.“ Der Beigeordnete Joachim Brenner kritisierte, dass es für viele nicht mehr um die Work-Life-Balance, sondern die Life-Life-Balance gehe: „Die Arbeit rückt immer mehr in den Hintergrund.“ In vielen gesellschaftlich-politischen Bereichen müsse man unbedingt gegensteuern, um ein „Fiasko“ zu vermeiden. Dazu gehört laut Brenner auch dieser Aspekt: „Wir müssen wieder dahin kommen, in diesem Land die Wahrheit sagen zu können.“