Obernhof/Nassau

Kita unterstützt Vierjährigen mit Autismus: Spende soll Ricos Leben erleichtern

Tatjana Mäurer (von links), Angelina Bergmann mit Sohn Rico, die Leiterin der Kindertagessstätte Iris Zimmermann, Stefan Hofmann vom Elternausschuss und Marion Mager.  Foto: Sabrina Rödder
Tatjana Mäurer (von links), Angelina Bergmann mit Sohn Rico, die Leiterin der Kindertagessstätte Iris Zimmermann, Stefan Hofmann vom Elternausschuss und Marion Mager. Foto: Sabrina Rödder

Rico Bergmann hat frühkindlichen Autismus und leidet unter Intelligenzminderung. Der Vierjährige ist auf dem Stand eines Zweijährigen und braucht die volle Aufmerksamkeit seiner alleinerziehenden Mutter Angelina Bergmann – und das 24 Stunden an sieben Tagen die Woche. HELFT UNS LEBEN, die Hilfsorganisation unserer Zeitung, machte sich im September ein Bild von der Situation der Familie und bot ihr ihre Unterstützung an. Der im Nachgang erschienene Zeitungsartikel erreichte etliche Leser, die nun der Familie aus Obernhof ebenso helfen möchten.

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Kürzlich hatte die Kita im Mühlbachtal in Scheuern Rico und seine Mama eingeladen. Denn hier wartete eine Überraschung: ein Spendenscheck in Höhe von 520 Euro und ein Gutschein für eine Reittherapie bei Karin Schäfer, ausgebildete Reittherapeutin und Erzieherin der Kita.

Marion Mager, Mutter eines Mädchens, das die hiesige Kita besucht, wollte vor drei Monaten sofort helfen, als sie von den Problemen der Bergmanns erfuhr. „Das war eine Spontanentscheidung“, beschreibt sie die Idee, die sie sodann an Kitaleiterin Iris Zimmermann weitergab. Diese plante eine Spendenaktion an St. Martin. „Dieser Zusammenhang schien uns passend, weil wir so wie St. Martin teilen möchten“, sagt Zimmermann. Die Metzgerei Reh aus Altendiez erklärte sich auch dazu bereit, zu helfen und stellte für die Veranstaltung günstig Würstchen zur Verfügung, erklärt Zimmermann weiter. „Uns allen ist es wichtig, zu helfen. Rico war bei uns in der Kita, bis wir gemerkt haben, dass er hier nicht weiterkommt und spezielle Unterstützung braucht“, sagt sie. Sowohl die Erzieher als auch die Kinder und deren Eltern kennen den kleinen Mann noch gut.

Und es ging noch weiter: Als Udo Rau, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Nassau, von der gemeinnützigen Idee hörte, bot auch er spontan Unterstützung an. Den Betrag von 520 Euro möchte er um 480 auf 1000 Euro aufstocken. „Ich hatte beiläufig mitbekommen, dass die Familie Hilfe braucht. Da ist mir aufgefallen, dass auch wir, also die VG, ein Stück weit helfen können“, sagt Rau und erklärt, dass die VG über ein Budget aus einer Erbschaft verfügt, die zweckgebunden unter anderem für Familien eingesetzt werden kann, die zum Beispiel durch Unfälle oder Krankheiten unverschuldet in Not kamen. „Ohne dass ich die Familie näher kenne, habe ich gemerkt, dass das Geld da gut gebraucht werden kann“, erklärt Rau weiter. Vor einigen Jahren hat die VG eine Immobilie geschenkt bekommen, deren Verkaufserlös – ein ursprünglich fünfstelliger Betrag – auch die Nassauer Feuerwehr bei dem Kauf von Gerätschaften unterstützen soll.

Angelina Bergmann kommen beim Besuch in der Kita fast die Tränen, als sie das hört. Mit so viel Unterstützung hatte sie nicht gerechnet, sagt sie. Und die kann die Familie momentan besonders gut gebrauchen. „Wir machen gerade einen Schub ins weniger Positive. Rico stottert viel, ihm läuft öfter einfach der Speichel aus dem Mund“, sagt die 28-Jährige, die Unterstützung von ihrer Mutter, ihrer Schwester sowie Freundin Tatjana Mäurer bekommt. „Umso mehr Eindrücke Rico über den Tag gewinnt, die er verarbeiten muss, desto schlimmer wird es. Er ist auch sehr übersensibel, was Berührungen angeht.“ Die Situation isoliert die Familie mehr und mehr.

Sabrina Rödder

Viele Therapien sind notwendig

Ein Verwendungszweck für das Geld kommt Angelina Bergmann sofort in den Sinn. Für Februar wurde Rico nach langem Warten endlich eine Delfintherapie zugesagt. Die Therapie und das Appartment auf Curaçao seien bereits bezahlt.

Doch die Kosten der Verpflegung müssten noch beglichen werden. „Ich hoffe, dass wir mit den Tieren einen Grundstein legen, auf dem wir aufbauen können“, sagt die 28-Jährige. Stefan Hofmann als Vertretung des Elternausschusses der Kita meint: „Viele Tropfen auf den heißen Stein lassen ihn ja vielleicht abkühlen.“ Die Liste der nötigen Therapien für Rico ist lang: Förderung der Sprache, Reduzierung der Aggressivität und der Reizüberflutung. Wenn nur eine der Therapien zu 5 Prozent anschlagen würde, so die Frau aus Obernhof, wäre das ein Erfolg. röd
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