Lahnstein

Offizielle Bestätigung steht noch aus: Übernehmen Barmherzige Brüder Trier das Krankenhaus Lahnstein?

Das St.-Elisabeth-Krankenhaus bekommt einen neuen Träger. Die Barmherzigen Brüder Trier (BBT) stehen zum Ende des Insolvenzverfahrens für den Zuschlag bereit.
Das St.-Elisabeth-Krankenhaus bekommt einen neuen Träger. Die Barmherzigen Brüder Trier (BBT) stehen zum Ende des Insolvenzverfahrens für den Zuschlag bereit. Foto: Tobias Lui

Die Barmherzigen Brüder Trier (BBT) wollen das Lahnsteiner St.-Elisabeth-Krankenhaus übernehmen und als reine psychiatrische Fachklinik betreiben. Entsprechende Verträge sollen dieser Tage unterzeichnet werden, so Informationen unserer Zeitung. Eine für Dienstagmittag angekündigte Presseerklärung der BBT blieb bis in den Abend aber aus, sodass es bisher noch keine offizielle Bestätigung für den Deal gibt. Offenbar gibt es noch Klärungsbedarf.

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Es dürfte zweifelsfrei bessere Stimmungslagen geben, um mit eigenen Plänen an die Öffentlichkeit zu gehen und Aufbruchstimmung zu erzeugen: Vielleicht ist dies einer der Gründe, warum sich die BBT-Gruppe am Dienstag so schwer damit tat, offiziell zu verkünden, dass man vom katholischen Elisabeth-Vinzenz-Verbund (EVV) das Lahnsteiner Krankenhaus übernehmen möchte.

Zuletzt hatte der Kahlschlag in dem traditionsreichen Haus in der Ostallee, 1965 gebaut, für reichlich Negativschlagzeilen und Wirbel gesorgt: Fast 200 Mitarbeitende wurden vom bisherigen Träger EVV von heute auf morgen auf die Straße gesetzt. Ein Vorgehen, das für Entsetzen bei Mitarbeitern, Bürgern, der Kommunalpolitik und sogar den Kirchen gesorgt hat. Und das Fragen aufwirft: Immerhin zählt der EVV zu den großen katholischen Trägerverbünden im Land. Im Jahr 2022 machten die 13 EVV-Krankenhäuser und drei Altenpflegeheime einen Umsatz von 960 Millionen Euro, insgesamt beschäftigt man mehr als 9500 Mitarbeiter in sieben Bundesländern. Das selbst gewählte Motto: Menschlichkeit verbindet. Was in den Ohren der entlassenen Mitarbeiter wie Hohn klingen dürfte.

Das Lahnsteiner Krankenhaus fährt seit Jahren einen Schlingerkurs und hat eine Reihe von Geschäftsführern verschlissen. Der negative Höhepunkt folgte dann im Herbst des Vorjahres, als der EVV ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragte.

Interimsgeschäftsführer Claudius-David Walker und der Generalbevollmächtigte Moritz Handrup entwickelten in den folgenden Wochen ein Zukunftskonzept (Gerontopsychiatrie plus HNO- und Orthopädieabteilung), von dem sich beide zumindest nach außen absolut überzeugt zeigten. Beide warben in Gesprächen mit den rund 330 Mitarbeitern auch dafür, dem Hause trotz der Turbulenzen treu zu bleiben.

Brüderhaus Koblenz
Was die BBT, auch Betreiber des Katholischen Klinikums, hier im Detail planen, ist noch nicht bekannt.
Foto: Sascha Ditscher

Psychiatrische Fachklinik geplant

Das böse Erwachen für diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter folgte dann am Montag vor einer Woche: Bei einer Mitarbeiterversammlung verkündete Walker, dass sich kein Bieter für das Konzept gefunden habe. Der vom Gericht bestellte Sachwalter Christoph Niering, so die Ansage Walkers in dieser Versammlung, habe am Ende des Verfahrens den Barmherzigen Brüdern Trier den Zuschlag gegeben. Niering sei alleiniger Herr des Verfahrens.

Die BBT sind auch Träger des Katholischen Klinikums Koblenz-Montabaur mit den drei Betriebsstätten Marienhof Koblenz, Brüderhaus Koblenz und Brüderkrankenhaus Montabaur. Die Gruppe hatte sich, übrigens genau wie der EVV, für den Fortbetrieb als reine Psychiatrie beworben. Der vom EVV eingesetzte Walker musste den Mitarbeitern das Aus aller Abteilungen wie der Inneren Medizin, der Kurzzeitpflege und der Orthopädie verkünden. 190 Mitarbeiter, so die bedrückende Nachricht, verlieren schon zum 1. März ihren Arbeitsplatz. Einen Sozialplan sieht das Insolvenzrecht nicht vor, sodass Mitarbeiter, die teilweise seit Jahrzehnten für das katholische Krankenhaus arbeiten, von jetzt auf gleich auf der Straße stehen.

Gleichwohl die Verkündigung des Kahlschlags schon mehr als eine Woche her ist, hatten einige Mitarbeiter zu Beginn dieser Woche noch keine Kündigung im Briefkasten. Und damit nicht genug: Offenbar sind Verfahrensfehler gemacht worden. So weiß das Koblenzer Integrationsamt bis heute nur aus der Presse von Kündigungen für Menschen mit Schwerbehinderung, die einen besonderen Kündigungsschutz genießen.

Zu all diesen Umgereimtheiten hätten wir gern Antworten vom EVV gehabt. Doch auch mehr als eine Woche nach dem Kahlschlag blockt die Pressestelle weiter ab. „Nach meinem aktuellen Kenntnisstand gibt es weiteren Anlass zu Gesprächen, deshalb haben wir noch keine Pressemitteilung veröffentlicht“, so der EVV. Und auch beim BBT-Verbund mussten am Dienstag noch „Detailfragen“ geklärt werden.