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Frankfurt

Beckett am Schauspiel Frankfurt: Warten auf gutes Theater

Von Wolfgang M. Schmitt
Ein Campingstuhl, Schauspieler, die in ironischen Klamotten oder gleich ganz ohne mit Farbe herummatschen: willkommen in irgendeinem deutschen Theater. Hier ein Symbolbild aus der aktuellen „Warten auf Godot“-Inszenierung am Schauspiel Frankfurt. Foto: Birgit Hupfeld/Schauspiel Frankfurt
Ein Campingstuhl, Schauspieler, die in ironischen Klamotten oder gleich ganz ohne mit Farbe herummatschen: willkommen in irgendeinem deutschen Theater. Hier ein Symbolbild aus der aktuellen „Warten auf Godot“-Inszenierung am Schauspiel Frankfurt. Foto: Birgit Hupfeld/Schauspiel Frankfurt

Es muss ein irritierendes, ja, erschütterndes Erlebnis gewesen sein, als 1954 Fritz Kortner mit Heinz Rühmann und Ernst Schröder in den Hauptrollen Samuel Becketts „Warten auf Godot“ in den Münchner Kammerspielen auf die Bühne brachte. Dort, wo seit Jahrzehnten Sinn hergestellt wurde, zeigte man nun ein Stück über die Abwesenheit von Sinn. Über die Absurdität des Daseins, darüber, dass Godot, der für das Sinnhafte, das Metaphysische, sogar für Gott selbst oder zumindest für etwas sehr Bedeutsames stehen kann, einfach nicht kommt. Auch zum Schluss nicht. Das Stück ist zwar zu Ende, doch das Warten geht weiter. Beckett erschütterte nicht nur in München, nicht nur in ganz Deutschland, sondern überall, wo sein Stück aufgeführt wurde.

Lesezeit: 4 Minuten
Die Bühnen damals waren Sinnfabriken, die Bedeutung wie am Fließband produzierten, Beckett ließ angesichts des Holocaust und des Zweiten Weltkriegs die Maschinerie zwar weiterrattern, aber auf geniale Art und Weise leerlaufen. Heute funktioniert dies als Provokation nicht mehr. Heute, da im Theater aus jedem Drama eine postdramatische Textfläche gezimmert wird, ...