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Mayen

Wagemutig genial: Das „Weiße Rössl“ als Kammerspiel

Von Claus Ambrosius
Turbulent und witzig: Die Solisten übernehmen bei den Burgfestspielen in Mayen auch den Chor- und Ballettpart im Singspiel "Im Weißen Rössl". Peter Seydel
Turbulent und witzig: Die Solisten übernehmen bei den Burgfestspielen in Mayen auch den Chor- und Ballettpart im Singspiel "Im Weißen Rössl". Peter Seydel Foto: Peter Seydel

Die Geschichte dieses Stücks ist eine voller Missverständnisse: Um die Uraufführung des Singspiels „Im weißen Rössl“ 1930 herrschte Tohuwabohu. Neue Gesangstexte auf den letzten Drücker, zusätzliche Musiknummern anderer Verfasser zusätzlich zu denen des Komponisten Ralph Benatzky, vor allem aber: alles ein paar Nummern größer, bitte. Für die mehr als 5000 Plätze im Großen Berliner Schauspielhaus wurde geklotzt statt gekleckert, groß das Orchester, groß die Chor- und Tänzerbesetzung, groß das Aufgebot an Statisterie, zusätzlichen Volksmusikern und einer Jazz-Kombo auf der Bühne.

Lesezeit: 4 Minuten
Wer die vor allem von den Nachkriegsverfilmungen bestimmte Aufführungstradition eines Heile-Welt-Rössls kennt, macht sich keine Vorstellung von der rotzfrechen Originalität des Stücks, das auch an anderen europäischen Bühnen und in den USA riesige Erfolge feierte. Nach dem Ende seines Verbots in Deutschland (wegen der jüdischen Mitautoren) nach dem Krieg konnte ...