Janja

Grenzenlose Freude: Wie Leserspenden unserer Zeitung das Leben in einem ruandischen Bergdorf verbessern

Groß war die Freude, als Innenminister Roger Lewentz – auch dank eines Schecks über 35 000 Euro von HELFT UNS LEBEN – dem Zentrum in Janja die Finanzierung eines Schlafsaals zusagen konnte. Damit müssen die behinderten Kinder der inklusiven Grundschule bald nicht mehr bis zu eine Stunde lang einen beschwerlichen Weg den Berg hinauflaufen. Foto: Carsten Göller​
Groß war die Freude, als Innenminister Roger Lewentz – auch dank eines Schecks über 35 000 Euro von HELFT UNS LEBEN – dem Zentrum in Janja die Finanzierung eines Schlafsaals zusagen konnte. Damit müssen die behinderten Kinder der inklusiven Grundschule bald nicht mehr bis zu eine Stunde lang einen beschwerlichen Weg den Berg hinauflaufen. Foto: Carsten Göller​

Platz ist in Ruanda rar. Das Land ist etwa so groß wie Mecklenburg-Vorpommern, aber mit mehr als zwölf Millionen Menschen rund zehnmal so stark bevölkert. Es ist eng – zumal bei einer Topografie, die Ruanda nicht umsonst den Beinamen „Land der 1000 Hügel“ gegeben hat. Und so hat auch Schwester Donata vom „Centre Amour et Misercorde“ (Zentrum Liebe und Barmherzigkeit) ein Platzproblem.

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Das war anfangs allerdings nicht abzusehen: Als die Ordensschwester Mitte der 1990er-Jahre nach dem fürchterlichen Genozid aus der Schweiz in ihr stark dezimiertes Heimatland zurückkehrte – weil sie spürte, „dass sie etwas für den Frieden tun muss“ –, fing sie ganz klein an. Sie gründete im Dörfchen Janja nahe der Grenze zu Uganda und dem Kongo eine Mission. Die Schwestern bauten eine kleine Kapelle und teilten sie: die eine Hälfte fürs Gebet, die andere zum Schlafen. Und morgens räumten sie dann alles aus, um darin Kinder zu unterrichten.

Mit der Zeit wuchs die kleine Station Stück für Stück und schloss sich der Apax-Bewegung an. „Arbeiten für Entwicklung, Gerechtigkeit und Frieden“ lautet deren Leitspruch, den sie auf das Zentrum übertrug. In dem kleinen ruandischen Bergdorf heißt das praktisch vor allem eins: Inklusion. Das Zentrum lässt Kinder mit und ohne Behinderung zusammen leben, lernen und spielen und unterstützt deren soziale Integration. Was auch in Deutschland ein großes Thema ist, hat in Ostafrika eine andere Bedeutung. Denn in Ruanda werden behinderte Kinder oft noch als Schande angesehen. Die Eltern verstecken sie im Haus, nicht selten verlassen die Väter nach der Geburt die Familie. Ein solches Kind kann schließlich nicht von ihnen sein, wollen sie glauben. Ein Sinneswandel hat eingesetzt, vollzieht sich aber nur langsam. Umso wichtiger ist die Arbeit von Schwester Donata und ihren Mitstreiterinnen. „Durch die Kinder kommt es innerhalb der Gesellschaft zu einer permanenten Akzeptanz von Menschen mit Behinderung“, ist Heike Daume, die Leiterin des Koordinationsbüros der rheinland-pfälzisch-ruandischen Partnerschaft in Kigali, von der Nachhaltigkeit überzeugt.

Heute gibt es am „Centre Amour et Misercorde“ eine Schule für Sonderpädagogik, an der 88 Kinder zwischen 6 und 18 Jahren auf den Besuch der Schule vorbereitet werden. Eine integrative, sechsjährige Grundschule gehört ebenfalls zum Zentrum. Hier werden derzeit 400 Schüler mit und ohne Behinderung ausgebildet, um später in dem armen Land eine Zukunft zu haben. Rund 180 von ihnen gehen ins Internat, leben also permanent im Zentrum.

Und das ist der Haken: Denn wegen des geringen Platzes mussten die Schwestern die Schule ein ganzes Stück weiter oben auf dem Berg errichten, als die Schlafräume liegen. Busse, die die Kinder die Schotterpiste hochfahren könnten, gibt es nicht. Und so müssen sie laufen – jeden Tag, pro Weg bis zu eine Stunde lang. Gerade für die behinderten Schüler eine unheimliche Strapaze, teilweise ein unüberwindbares Hindernis. Neben der Schule wäre Platz. Doch für den Bau eines Schlafsaals für 45 Kinder fehlte das Geld – bis zu dieser Woche.

„Sie können im kommenden Jahr mit dem Bauen anfangen“, versprach Innenminister Roger Lewentz (SPD) während seiner Delegationsreise Schwester Donata und den jubelnden Schülern und Lehrern. Denn Rheinland-Pfalz und HELFT UNS LEBEN, die Leser-Spendeninitiative unserer Zeitung, finanzieren den rund 60.000 Euro teuren Neubau.

Mehr als die Hälfte steuert HELFT UNS LEBEN bei, nachdem sich Vorstandsmitglied Ulf Steffenfauseweh persönlich in Janja von der dringenden Notwendigkeit der Maßnahme überzeugt hatte. Für 35.000 Euro hatten ihm die Vorstandskollegen vor der Reise nach Ruanda die Prokura gegeben. Diese Summe sollte Ausdruck dafür sein, dass die Landespartnerschaft nunmehr seit 35 Jahren wertvolle Hilfe leistet – und dabei auch in der Vergangenheit schon von HELFT UNS LEBEN unterstützt wurde. „Das Projekt in Janja ist ein gutes Beispiel, weil es zeigt, dass wir aus der Hauptstadt hinaus in die Berge gehen, wohin sich die meisten Hilfsorganisationen nicht mehr wagen“, kommentierte Lewentz und war sicher: „Hier kommt das Geld an, und jeder Euro ist doppelt und dreifach wertvoll.“

Bedürfnisse gibt es über den Schlafsaal hinaus in Janja dennoch noch viele. Ganz oben auf der Liste steht ein Wunsch: der nach einer Partnerschule in Rheinland-Pfalz. Denn die Landespartnerschaft ist ganz bewusst eine Graswurzelbewegung, die sich durch den direkten Kontakt der Menschen auszeichnet. Die Partner kommen in direkten Kontakt und lernen viel voneinander. „Das bringt die Sache erst richtig in Schwung“, betont auch Dr. Carola Stein vom Innenministerium. Und sie ist zuversichtlich, dass sich in Rheinland-Pfalz ein solcher Partner findet: „Wir haben doch einige Förderschulen.“

Mehr Informationen und Kontaktmöglichkeiten zur Landespartnerschaft gibt es im Internet unter: www.rlp-ruanda.de. HELFT UNS LEBEN freut sich über Spenden für Ruanda: BIC: MALADE51KOB, IBAN: DE72.5705.0120.0000.0013 13