Mainz

Rekordspende der Oldtimer-Freunde: 425.000 Euro für Kampf gegen Krebs

Von Volker Boch
Ein herausragendes Ergebnis verzeichnete die diesjährige Spendenaktion von „Oldtimer Markt“: Dr. Olaf Theisen (stehend, vorn rechts) gratuliert im Namen der Zeitschrift allen Gewinnern der Leseraktion und überreicht einen Scheck über 425.000 Euro.
Ein herausragendes Ergebnis verzeichnete die diesjährige Spendenaktion von „Oldtimer Markt“: Dr. Olaf Theisen (stehend, vorn rechts) gratuliert im Namen der Zeitschrift allen Gewinnern der Leseraktion und überreicht einen Scheck über 425.000 Euro. Foto: Werner Dupuis

Mit einem Rekordergebnis schafft die Spendenaktion der Zeitschrift „Oldtimer Markt“ eine wichtige Grundlage für die weitere Forschungsarbeit im Kampf gegen Krebs. Ein Scheck über 425.000 Euro konnte jetzt von der VF Verlagsgesellschaft in Mainz an Mediziner der Kinderkrebsstationen der Unikliniken Mainz und Gießen übergeben werden. „Durch diese Spende ist es möglich, dass wir weiter gezielt für die Kinder arbeiten“, sagte der Leiter der Station der Uniklinik Mainz, Prof. Dr. Jörg Faber, bei der Übergabe.

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Bereits seit 1990 besteht die Spendenaktion des Mainzer Verlags, die in diesen fast drei Jahrzehnten beinahe 8 Millionen Euro erbrachte. „Durch Ihre enorme Spendenbereitschaft sind wir heute in der Lage, einen Spendenrekord zu verzeichnen“, sagte Dr. Olaf Theisen, Verleger und Geschäftsführer der VF Verlagsgesellschaft, und dankte den Anwesenden im Mainzer Verlagshaus für ihr großes Engagement.

Großer Beitrag zur Forschung

Zusammengekommen waren an diesem sonnigen Wintertag nicht nur die glücklichen Gewinner, die sich traditionell über einzigartige Oldtimer freuen durften und begeistert ihre neuen „Schätzchen“ in Empfang nahmen. Unter den Gästen waren auch diejenigen, die Fahrzeuge für diesen Zweck gespendet hatten und damit einen großen Beitrag zu der Aktion und vor allem zur Verbesserung von Therapien und Heilungschancen erkrankter Kinder beitrugen. „Ein solch hohes Ergebnis ist ein wichtiger Beitrag zur Forschungsarbeit“, sagte Theisen.

Wie bedeutend die Spendenaktion ist, verdeutlichten drei renommierte Professoren, die bei der Übergabe des Schecks und der Hauptgewinne von ihrer Arbeit berichteten. „Jährlich erkranken etwa 2000 Kinder neu an Krebs“, sagte Jörg Faber von der Uniklinik Mainz. „Bis Anfang der 1990er-Jahre verstarben etwa 90 Prozent der Patienten, heute überleben etwa 80 Prozent.“ Die Entwicklung der Medizin und verschiedener Therapien sorgte für diesen Wandel. Faber arbeitet als Leiter der Kinderonkologie mit einem Stab von gut 50 Mitarbeitern zusammen. Neben rund einem Dutzend Medizinern gehören unter anderem Erzieher, Experten für psychosoziale Arbeit oder auch Sport- und Kunsttherapeuten dazu.

Hauptgewinn: Der 41 Jahre alte Matthias Nymphius (2. von links) spendete diesen Citroën Ami 6 Break aus dem Jahr 1968, den er sieben Jahre lang restauriert hat und den nun Matthias Frisch aus Kirchhunden im Siegerland steuern darf. Es ist bereits das zweite Fahrzeug, das Nymphius spendete.
Hauptgewinn: Der 41 Jahre alte Matthias Nymphius (2. von links) spendete diesen Citroën Ami 6 Break aus dem Jahr 1968, den er sieben Jahre lang restauriert hat und den nun Matthias Frisch aus Kirchhunden im Siegerland steuern darf. Es ist bereits das zweite Fahrzeug, das Nymphius spendete.
Foto: Werner Dupuis

„Krebsforschung braucht einen langen Atem“, sagte Faber und fügte hinsichtlich der Arbeit gegen den Krebs bei Kindern an: „Wir haben jetzt 60 Jahre intensiv gearbeitet, um heute vier von fünf erkrankten Kindern ein Überleben zu ermöglichen.“ Allerdings müssen viele dieser geheilten Kinder im Nachgang einer Krebstherapie mit anderen Herausforderungen leben, erläuterte der Experte weiter. Denn in den Folgejahren können „nahezu alle Organe durch die Therapien in Mitleidenschaft gezogen werden“.

Die Mainzer Forscher haben in Studien die Erkenntnis gewonnen, dass es bei gut 60 Prozent der ehemals behandelten Patienten zu Folgeerkrankungen an Lunge, Gehör oder Hormonsystem kam. Ebenfalls stark betroffen von Auswirkungen der Therapie ist das Herz-Kreislauf-System. Wie Faber ausführte, ergaben Studien ein zweifach erhöhtes Risiko für letztgenannte Erkrankungen, die zudem im Durchschnitt acht Jahre früher auftreten als bei Menschen, die keine Krebserkrankung (und -therapie) hatten. In Mainz werden seit Jahren sogenannte Vorboten von Erkrankungen erforscht. Ziel ist es, prophylaktisch arbeiten zu können, damit spätere Erkrankungen gar nicht oder weniger stark auftreten.

Wie vernetzt die Medizin heute arbeitet, machte der Vortrag von Faber und seinen Gießener Kollegen Prof. Dr. Dietrich Körholz und Prof. Dr. Stefan Gattenlöhner deutlich. Körholz zeigte auf, wie in Gießen die Erkenntnisse von weltweit mehr als 250 Studienkliniken zum Lymphdrüsenkrebs zusammenfließen. In den vergangenen Jahren konnte der Einsatz von Bestrahlungen durch die gemeinsamen Erkenntnisse erheblich reduziert werden. Wie Körholz berichtete, können die Folgen solcher Bestrahlungsbehandlungen dramatisch sein: Bei Jungs kann sie zu Unfruchtbarkeit führen, bei Mädchen einen späteren Brustkrebs bedingen. Entsprechend wichtig war es für die Mediziner des Gießener Netzwerks, Therapien zu entwickeln, die dieses Risiko deutlich absenken.

Extrem kostenintensive Therapie

Therapien bei Krebserkrankungen sind finanziell aufwendig und auch immer individuell zu betrachten. So beschrieben die Mediziner, dass es auf dem Markt derzeit ein extrem teures Medikament gibt, das als Wunderwaffe gelte, dessen Einsatz bei allen Patienten aber „schwer mit dem Gesundheitssystem verknüpfbar“ ist. Entsprechend genau wird geforscht, welche Therapie effizient ist.

Gattenlöhner skizzierte, wie symbiotisch sich Krebsmedizin und Pathologie verbinden. Er verwies vor allem auf die jüngste Generation der Forschung: die Untersuchung der Gene im Tumor selbst. Das Netzwerk Genommedizin in Gießen arbeitet unter anderem mit höchst innovativen Bluttests, der sogenannten Liquid Biopsy, und molekulargenetischen Untersuchungen daran, „den genetischen Fingerabdruck im Tumor zu entziffern“, um dann das passende Medikament zu bestimmen. Ohne die Spenden der Oldtimer-Freunde wäre diese Arbeit kaum denkbar.

Von unserem Chefreporter Volker Boch

Daran forschen die Mediziner an der Mainzer Uniklinik

Die Spenden von „Oldtimer-Markt“ kommen seit 1990 wichtigen Forschungszwecken zugute. So wird in der Uniklinik Mainz mit Blick auf Folgeerkrankungen bei jungen Krebspatienten unter anderem an der Bestimmung von Risikofaktoren, die durch die Krebstherapie entstanden sind, geforscht. Weiter geht es darum, erbliche Risikofaktoren zu erkennen und Faktoren zu beschreiben, die frühzeitig Indikatoren für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind.

In Gießen laufen parallele Forschungen, wie der gefährliche Lymphdrüsenkrebs und dessen Folgeerkrankungen bekämpft und der „genetische Fingerabdruck“ des jeweiligen Tumors entschlüsselt werden können. „Dafür brauchen wir exzellente Wissenschaftler und Hochtechnologie im Labor“, sagt der Mainzer Forscher Prof. Dr. Jörg Faber. „Die Mittel, die aus öffentlicher Hand für die Kinderkrebsforschung zur Verfügung gestellt werden, haben in den vergangenen Jahren immer mehr abgenommen.“

Wie der Gießener Forscher Prof. Dr. Dietrich Körholz erläutert, werden aus jedem Spenden-Euro durch öffentliche Gelder und Drittmittel insgesamt 5 Euro für die Forschung. Die 425.000 Euro von „Oldtimer-Markt“ bedeuten damit für die Forscher mehr als 2 Millionen Euro. vb

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