Plus
Rheinland-Pfalz

Wann rollen umweltfreundliche Busse? Rheinland-pfälzische Städte tun sich schwer mit dem Umstieg

Von Christian Schultz
Das ist noch Zukunftsmusik: Ein selbstfahrender Elektrokleinbus rollt bei einer Testfahrt am Mainzer Rheinufer entlang. Noch fehlt in Rheinland-Pfalz der Durchbruch zu einem umweltfreundlichen Busverkehr – ebenso wie eine Landesbusförderung.  Fotos: dpa
Das ist noch Zukunftsmusik: Ein selbstfahrender Elektrokleinbus rollt bei einer Testfahrt am Mainzer Rheinufer entlang. Noch fehlt in Rheinland-Pfalz der Durchbruch zu einem umweltfreundlichen Busverkehr – ebenso wie eine Landesbusförderung. Fotos: dpa Foto: dpa

Über dicke Luft in Städten wird viel diskutiert. Am morgigen Mittwoch verhandelt das Verwaltungsgericht Mainz über mögliche Fahrverbote für ältere Autos in der Landeshauptstadt. Auch die Busflotten in Rheinland-Pfalz dürften sich in den kommenden Jahren deutlich verändern – weg von Diesel hin zu Batterie und Brennstoffzelle. Der Weg dahin ist aber lang und teuer.

Lesezeit: 5 Minuten
Kommunen gehen auf verschiedene Arten gegen Schadstoffe wie Stickoxid in der Luft vor. Ein Weg sind neue Antriebe bei Linienbussen. Doch ganz einfach ist der Umstieg in der Praxis nicht. Das zeigte sich zuletzt am Beispiel Bingen am Rhein. Dort sollte eigentlich im Sommer der landesweit erste E-Linienbus vorgestellt werden, ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Kommentar: Zaudern, zagen, während andere Städte wagen

In meiner frühen Kindheit fuhren noch Straßenbahnen, später O(berleitungs)- und Batteriebusse – mit Bleiakku im Anhänger. Heute ist das alles nicht mehr machbar!? Nun, wir können ja auch nicht mehr zum Mond fliegen wie in den 1960ern und nicht mal unseren „Astro-Alex“ auf der Raumstation versorgen. Was ist nur los mit dieser Zeit?

Jochen Magnus zur schleppenden Verkehrswende in Koblenz

Es ist Mutlosigkeit und das Festklammern an scheinbar Bewährtem. Am Diesel zum Beispiel. Die EVM in Koblenz kauft zwar drei Elektrobusse, rüstet aber den Rest der Flotte, gut 40 Busse, lieber mit Katalysatoren auf „saubere“ Diesel um. 80 Prozent der Stickoxide würden ausgefiltert, wenn dieses System endlich mal behördlich zugelassen wäre. Doch Treibhausgas (CO2) stoßen die Riesenkisten natürlich weiterhin aus – nicht zu knapp. Und sie bleiben laut.

Andere Städte wagen mehr und kaufen nur noch Elektrobusse. Wiesbaden will in nur vier Jahren den dieselfreien Nahverkehr versuchen. Aus Koblenz hört man nur Bedenken: zu teuer, kein deutscher Hersteller – und: dafür müsse man extra ein Umspannwerk bauen. Aber das sollte doch für einen Stromversorger hoffentlich kein Problem sein! Es würde auch nicht das einzige für die Verkehrswende bleiben. Und Oberleitungen? Die seien eine „visuelle Umweltverschmutzung“, sagt EVM. Die nehmen wir gern in Kauf, wenn dafür die Luft sauber wird!

Drei Typen von Batteriebussen

Bei Batteriebussen unterscheidet Simon Funke vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe zwischen drei Typen. Erstens gibt es sogenannte Depotlader. Hier reicht die Batterie für den Tagesbedarf, geladen wird abends im Depot. Dieses System macht allerdings eine große Batterie nötig, was wiederum Kapazität für Plätze im Bus raubt. Derzeit gibt es nur sogenannte Solobusse von zwölf Meter Länge als Depotlader.

Die zweite Variante ist der Gelegenheitslader. Die kleinere Batterie wird an einzelnen Haltestellen nachgeladen. Problematisch sind hier die nötigen mehrminütigen Stopps. Zudem kann es Schwierigkeiten geben, wenn Ladestationen wegen Baustellen mal nicht anfahrbar sind.

Der dritte Typ ist der Hybrid-Oberleitungsbus. Er lädt während der Fahrt über eine Oberleitung nach, aber genau diese Leitungsstruktur ist teuer und muss gebaut werden – eine Mitnutzung einer Straßenbahnoberleitung ist nicht möglich. Unterwegs sind solche Busse zum Beispiel im nordrhein-westfälischen Solingen und im baden-württembergischen Esslingen.

Während ein Dieselbus überall einsetzbar ist, wird heute bei E-Bussen der passende Typ nach der Art der Strecke ausgewählt. Führt eine Route etwa einen Berg hoch, ist das für einen Doppelgelenkbus heutzutage nur mit der Oberleitungstechnik machbar. Nicht einfach ist auch das rein elektrische Heizen im Winter. An harten Wintertagen braucht man dann zum Heizen so viel Energie wie zum Fahren.

An Reichweiten sind 150 bis zu 200 Kilometer mit einer Batterieladung machbar. Die Hamburger Hochbahn hat ermittelt, dass Batteriebusse mit einer Reichweite von rund 150 Kilometern rund 30 Prozent der Linien in der Hansestadt bedienen könnten.

Die Brennstoffzelle

In einer Brennstoffzelle wird, grob gesagt, die in Wasserstoff gespeicherte Energie in Elektrizität und Wärme umgewandelt. Wasserstoff reagiert mit Sauerstoff aus der Luft, es entstehen Wasserdampf, Strom und Wärme. Per Strom wird ein Elektromotor angetrieben, aus dem Auspuff kommt nur Wasserdampf.

Allerdings ist Wasserstoff ein flüchtiges und reaktionsfreudiges Gas, das nur unter hohem Druck oder extrem gekühlt gelagert werden kann. Und Wasserstoff kommt selten in elementarer, sondern nur in gebundener Form vor, etwa in Wasser und Kohlenwasserstoffen – insofern muss reiner Wasserstoff erst erzeugt werden.
Meistgelesene Artikel