Ich kann mich an die Inthronisierung von Nelson Rodrigues erinnern, als wäre sie gestern gewesen. Wir Journalisten wurden in den Presseraum geführt, in dem das Namensschild des neuen Trainers provisorisch abgedeckt war. Da kein Hassia-Vertreter zugegen und wir neugierig waren, schauten wir einfach mal nach, wer es denn wird. Als Rodrigues zu Beginn der Pressekonferenz ganz hinten Platz nahm und mit großem Spannungsbogen von Manager Stefan Seidel präsentiert wurde, war das für meine Kollegen und mich total skurril. Angesichts der Situationskomik konnten wir uns das Lachen nur schwer verkneifen.
Nie im Leben hätte ich nach dieser Posse gedacht, dass Rodrigues mehr als sechs Jahre Trainer und somit nach Patrick Krick (Eintracht Bad Kreuznach) der dienstälteste Coach bei den höherklassigen Klubs der Region werden würde. Mehr noch: Rodrigues hat Hassia Bingen mit viel Geduld und großem Engagement wieder zur Nummer eins in der Rhein-Nahe-Region gemacht. Das eine oder andere Mal hat er dabei ein Problem weggelächelt und ausgesessen, er hat nicht alles für bare Münze genommen, was erzählt wurde. Das gehört dazu, zumal er sich auf die Scheine eines Oliver Wimmers verlassen konnte, der als Sponsor und Präsident seinem Freund den einen oder anderen sportlichen Wunsch bereitwillig erfüllte. Nelson Rodrigues wird auf immer das Gesicht des Aufschwungs von Hassia Bingen in den 2010er-Jahren sein. Hut ab aber auch davor, wie er seine Nachfolge geregelt hat. Er hat den richtigen Zeitpunkt getroffen, gemerkt, dass es für ihn und für die Mannschaft reicht, dass ein neuer Impuls, ein neuer Mann hermüssen.
Mit Dimitri Mayer ist ihm ein großer Wurf gelungen. Mayer war schon als Spieler ein Stratege. Bei der Eintracht sollten sie die Entwicklung beim Lokalrivalen mit einem weinenden Auge verfolgen. Mayer vor wenigen Monaten verloren zu haben, tut weh. Er wäre nämlich eines Tages auch ein perfekter Nachfolger für Dauertrainer Krick gewesen. Mal sehen, wie er, der an der Eintracht ähnlich emotional hängt wie Rodrigues an der Hassia, am Tag X seine Nachfolge regelt.
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