Kurze Beine, kurze Wege! Die griffige Formulierung gehört zum Standardvokabular der Bildungspolitiker, zum unverzichtbaren Bestandteil aller Sonntagsreden. Wie sagte Ministerpräsident Kurt Beck in seiner Regierungserklärung vom 30. Mai 2006 noch gleich: „Das Motto ‚kurze Beine, kurze Wege‘ stellt die Bedürfnisse der Kinder in den Mittelpunkt und trägt zugleich der Bedeutung der Grundschulen in unseren Gemeinden Rechnung.“
Gut gebrüllt, Löwe! Aber elf Jahre später rücken die „Bedürfnisse der Kinder“ offenbar in den Hintergrund. Es regt sich der Verdacht, dass auch sie der Schuldenbremse geopfert werden.
Dabei hat sich in der Sache ja nichts geändert: Die Bedeutung der Grundschulen im Dorf kann man gar nicht hoch genug einschätzen – fürs Dorf, aber zu allererst für die Kinder und natürlich auch für ihre Eltern. Deswegen ist es schon verwunderlich, dass auf Anregung des Rechnungshofes das Ministerium 41 Grundschulstandorte auf den Prüfstand stellt. Damit sollen sich, wie der Mörsdorfer Bürgermeister Marcus Kirchhoff formuliert, „die Kinder dem Gesetz anpassen und ihr geschütztes, optimales Lernumfeld in den Dörfern verlieren.“ Es ist gut, dass sich die Mörsdorfer Eltern dagegen zur Wehr setzen und sich mit anderen Betroffenen solidarisch zeigen.