Hargesheim

Leseasse entführten in unbekannte Sphären

Die schulbeste Vorleserin Nele Meyer aus der 6b (Dritte von links, vorne) inmitten der klasseninternen Champions.
Die schulbeste Vorleserin Nele Meyer aus der 6b (Dritte von links, vorne) inmitten der klasseninternen Champions. Foto: ADS

60. Vorlesewettbewerb des Deutschen Buchhandels an der Alfred-Delp-Schule.

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„Ja, das grenzenloseste aller Abenteuer der Kindheit, das war das Leseabenteuer. Für mich begann es, als ich zum ersten Mal ein eigenes Buch bekam und mich da hineinschnupperte. In diesem Augenblick erwachte mein Lesehunger, und ein besseres Geschenk hat das Leben mir nicht beschert.“ Dieses Zitat stammt von keiner Geringeren als von der großen schwedischen Autorin Astrid Lindgren, die mit ihren Büchern ganze Generationen junger Menschen zu begeistern verstand. Lesen entsendet den Menschen in ferne Welten voller Abenteuer, schenkt kleine Oasen in der Hektik des Alltags, eröffnet neue Horizonte, schärft den Geist, schürt die Neugier, lässt ihn auf den Flügeln seiner Fantasie segeln und sprengt alle Grenzen, die im Kopf und die im Herzen. Wer sich – losgelöst von Raum und Zeit – in Texte aller Art zu vertiefen versteht, fühlt sich bereichert und weiß um einen einzigartigen Schatz, den es zu behüten gilt. Die Auswahl an geeigneten Büchern ist riesig und so vielfältig wie das Universum. Jeder kann jederzeit die Lektüre seiner Wahl finden und in ihr versinken. In diesem Sinne schickte die Hargesheimer Alfred-Delp-Schule vor wenigen Tagen zehn Mädchen und Jungen ihrer sechsten Klassen in den bundesweit größten Schülerwettbewerb des Deutschen Buchhandels, der seit 1959 – mittlerweile also zum 60. Mal – mit Buchhandlungen, Bibliotheken, Schulen und sonstigen kulturellen Institutionen durchgeführt wird. Der renommierte Dresdner Dichter Erich Kästner, Schöpfer so großartiger Werke wie „Das doppelte Lottchen“ oder „Emil und die Detektive“, war einer seiner wohl bekanntesten Initiatoren.

Spannender Wettkampf der Besten

Im Vorfeld dieses schulinternen Wettbewerbs hatten alle Klassen ihren jeweils besten Vorleser gekürt, der nun einen Ausschnitt aus seiner selbst vorbereiteten Lieblingslektüre vortrug. Diese waren so unterschiedlich wie die Kinder, die sich dieser Herausforderung stellten. Von Joan K. Rowlings „Harry Potter und der Stein der Weisen“ über „Die drei Ausrufezeichen – Detektivgeschichten für clevere Mädchen“ und Paul Maars „Am Samstag kam das Sams zurück“ bis hin zu Verena Petraschs „Sophie im Narrenreich“ reichte die Bandbreite der Werke. Die Spannung in der mit gut 200 Sechstklässlern besetzten Aula der Schule war förmlich physisch spürbar, als sich ihre Besten maßen, ihr Buch präsentierten, eine kurze Einführung in das Leben des Autors gaben und dann ihrer eigentlichen Aufgabe nachkamen, nämlich „ihrer“ Textstelle Ausdruck zu verleihen, ihn adäquat auszugestalten. Dabei sind die Leseasse die Stars, denen man nur zu gerne zuhört, denn sie entführen in unbekannte Sphären. Wer Freude am Lesen verspürt, übt seine Kommunikationsfähigkeit. Er gestaltet erzählend aufregende und fesselnde Geschichten und weiß andere durch seinen Vortrag förmlich einzufangen.

Betonung, Stimmvariationen und Lesetempo waren nur drei der geforderten Aspekte, die sie in der Vorbereitungsphase unter Anleitung ihrer Deutschlehrer trainiert hatten. Im zweiten Teil hieß es dann für jeden Einzelnen, sich eines fremden Textes überzeugend anzunehmen. Dieser hieß „Geheimnis Nummer 32“ von Timm Milan. „Turbulent und spannend bis zur letzten Seite, oft lustig, aber auch durchaus tiefgründig“, urteilte Fabienne Pfeiffer in der Gelnhäuser Neuen Zeitung vom März 2016.

Sicherlich war die Nervosität groß, dennoch gelang es allen "Lesechamps“, die fremden Zeilen nahezu fehlerfrei, akzentuiert und stimmungsvoll vorzutragen. Als Lohn für ihre Leistungen erhielten die Schüler Jessy Ott, Nele Meyer, Hannah Michels, Benjamin Dietz, Lara Comtesse, Leonie Germei, Mieke Tietz, Chiara Winter, Lennart Ludwig und Bennet Eßlinger nicht nur eine Urkunde, sondern zudem den Jugendroman „Das Blubbern von Glück“ von Barry Jonsberg, von dem es in der Süddeutschen Zeitung hieß: „Herzbewegend und sehr witzig!“

Gesamtschulleiter Günter Graus und Björn Effgen als verantwortlicher Deutschlehrer ließen es sich nicht nehmen, den Lesebesten dieses Jahrgangs die Glückwünsche der gesamten Schule zu überbringen. Siegerin Nele Meyer (6b) wird beim Kreisentscheid im kommenden Frühjahr ihre außerordentliche Lesekompetenz einem größeren Publikum präsentieren dürfen.