Neuwied

Ruderer entdecken auf ihrer Wanderfahrt die schöne Landschaft an der Saar

Foto: Gymnasial-Turn-Ruderverein Neuwied

Wie nunmehr ununterbrochen seit mehr als 20 Jahren trafen sich die Alten Herren des Gymnasial-Turn-Rudervereins Neuwied (GTRVN) auch am diesjährigen Christi-Himmelfahrt-Wochenende zu ihrer traditionellen Ruderwanderfahrt.

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Diesmal hatte Fahrtenleiter Alge Kaltenborn die Saar als Ziel ins Visier genommen und auf dem eher weniger bekannten Rudergewässer eine sehr schöne und mit viel Beifall aufgenommene Tour akribisch vorbereitet. Darauf aufbauend konnte die Truppe mit ihrem Durchschnittsalter von immerhin 71 Jahren wieder einmal unter Beweis stellen, dass man auch in fortgeschrittenerem Alter durchaus noch zu sportlichen Leistungen fähig sein kann, denn an den knapp vier Rudertagen wurden auf der wegen der zahlreichen Staustufen nahezu stehenden Saar doch fast 100 Kilometer und neun Schleusen bewältigt.

Foto: Gymnasial-Turn-Ruderverein Neuwied

Nachdem ein Vorauskommando am Mittwoch die drei Boote auf dem Gelände des Port de Plaisance im französischen Sarreguimines (Saargemünd) gelagert und für die Fahrt vorbereitet hatte, trafen sich die insgesamt 13 Teilnehmer anschließend in Saarbrücken, wo man für die gesamte Dauer der Tour Quartier bezogen hatte, und stimmten sich abends in einem schönen Biergarten auf die vor ihnen liegenden Tage ein. In deren Verlauf sollte sich dann einmal mehr zeigen, dass die Zahl 13 durchaus keine Unglückszahl sein muss, denn wie gewohnt, verlief auch die diesjährige Fahrt völlig harmonisch und ohne Zwischenfälle.

Foto: Gymnasial-Turn-Ruderverein Neuwied

So startete man am Himmelfahrtstag in Saargemünd, hatte bei der ersten Schleusung auch die technischen Besonderheiten des in Frankreich etwas gewöhnungsbedürftigen Schleusungsvorganges schnell im Griff und strebte nach dem Passieren der deutsch-französischen Grenze ohne Probleme dem Tagesziel in Saarbrücken zu. Nicht unerwähnt bleiben darf allerdings das spektakuläre Picnic, das der Landdienst auf halber Strecke während des einzigen Regenschauers der Tour für die hungrigen Ruderer vorbereitet hatte.

Überwiegend städtische und industrielle Elemente bestimmten die Kulisse an den Ufern der Saar während der zweiten Etappe. So ging es immer wieder vorbei an Hafen- und Industrieanlagen und auch das Weltkulturerbe „Völklinger Hütte“ als Zeuge vergangenen Glanzes der saarländischen Schwerindustrie zog an den drei Bootsbesatzungen vorüber. Sonne, Trinkpausen und problemlose Schleusungen in den riesigen Schleusenkammern der Großschifffahrt waren an diesem Tag nichts Besonderes. Da war es dann vielmehr ein Frachtschiff, das nach fast zwei Tagen ohne Schiffsverkehr für Aufmerksamkeit sorgte und die idyllische Ruhe auf dem Wasser für kurze Zeit unterbrach.

Kaum zurück in Saarbrücken, ging es schon wieder los zu einer Stadtführung, welche die Fahrtenleitung für den Abend eingeplant hatte und die den GTRVNlern einige bisher unbekannte Ansichten der saarländischen Hauptstadt näher brachte. Zum Glück reichte bei allen Teilnehmern die Kondition, um nach den sportlichen auch noch den kulturellen Anforderungen dieses ausgefüllten Tages zu genügen, bevor sie in einer mehr als 300 Jahre alten Gaststätte endlich zum gemütlichen Teil des Abends übergehen konnten. „Gefillde“ und andere saarländische Spezialitäten sorgten neben den Produkten der hauseigenen Brauerei für einen gelungenen Tagesabschluss.

Saarlouis war Ausgangspunkt der dritten Etappe. Sommerliche Temperaturen prägten den nun folgenden, mit 32 Kilometern längsten Streckenabschnitt. Eine zünftige Mittagsrast auf dem Campingplatz beim KC Merzig sorgte für eine willkommene Unterbrechung der schweißtreibenden und kräftezehrenden Fahrt, bevor einige Kilometer weiter sich die bisher eher flachen Uferlandschaften schlagartig änderten. Hohe Berge reichten jetzt mit ihrem üppigen Grün bis dicht an die Flussufer heran, als sich die Boote der Saarschleife vor Mettlach näherten. Die Freude darüber, dieses bekannte Naturwunder einmal vom Wasser aus bestaunen zu können, mobilisierte die letzten Kräfte, bis dann wenig später das Etappenziel beim KC Mettlach erreicht war.

Ein letztes Mal wurden abends in einem Biergarten am Saarufer die alten Geschichten aus längst vergangenen Schüler- und Ruderzeiten zum besten gegeben, und auch die katastrophalen Wetterprognosen für den nächsten Tag konnten die gute Stimmung nicht beeinträchtigen. Rudern ist eben ein Wassersport, egal wo das Wasser herkommt. Blitze und Wetterleuchten begleiteten die Ruderer auf dem Heimweg. Nachts rauschte der Regen.

Doch der Wettergott meinte es gut mit den Alten Herren. Es war zwar kühl aber immerhin trocken als am letzten Vormittag die Strecke von Mettlach nach Saarburg in Angriff genommen wurde. Und so sollte es auch bleiben. Nach der Hälfte der Kurzetappe bei Serrig dann ein weiterer und letzter Höhepunkt der Wanderfahrt: Ganz alleine wurden die drei Boote in Deutschlands höchster Flussschleuse mit einem Höhenunterschied von 14,5 Metern talwärts befördert. Da war oben nur noch wenig von dem grauen Himmel zu sehen.

In Saarburg wartete bereits der Bootsanhänger, um die anlandenden Ruderer zu empfangen und die Boote zu verladen. Dann hieß es Abschied nehmen. Dank an die Fahrtenleitung. Noch ist nicht bekannt, wohin es im nächsten Jahr gehen wird, aber klar ist: Es wird sie wieder geben, die traditionelle Alt-Herren-Tour des GTRVN, und alle werden wieder dabei sein.

Peter Daberkow