Rhein-Hunsrück-Kreis

Kommentar über Zukunftssorgen: Ich hatte Angst vor dem Tag, an dem ich eine Entscheidung treffen musste

Von Jule Klein
RZ-Reporterin Jule Klein beschäftigt sich mit den Themen der Generation Z.
RZ-Reporterin Jule Klein beschäftigt sich mit den Themen der Generation Z. Foto: Kevin Rühle

Bei meinen Interviews konnte ich die Gefühle der diesjährigen Abiturienten sehr gut nachempfinden, sagt RZ-Reporterin Jule Klein. Sie selbst hat 2021 Abitur gemacht, und das mitten im Corona-Lockdown. Den Plan, auf Reisen zu gehen, habe sie ganz schnell verworfen, und dann stand auch sie vor der großen Frage: „Und was jetzt?“

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Mein Vorteil war jedoch, dass ich schon genau wusste, in welche berufliche Richtung es für mich gehen sollte: Journalismus. Doch eigentlich noch nicht direkt nach dem Schulabschluss. Dann hatte ich das große Glück, nach meinem Abitur im März direkt im April mit einem Publizistik-Studium beginnen zu können. Das heißt aber nicht, dass ich die im Artikel angesprochenen Themen nicht absolut nachvollziehen konnte.

Der Gedanke an den Journalismus war zwar immer im Hinterkopf, doch ich wollte auch zwischendurch Hebamme werden, dann doch nicht mehr, und plötzlich wusste ich gar nicht mehr, wo meine Interessen überhaupt sind und was ich gut kann. Ich hatte Angst vor dem Tag, an dem ich eine Entscheidung treffen musste. Sicher teilen viele andere mit mir die Angst, Zeit verschwendet zu haben, wenn man etwas abbricht, was nicht das Richtige für einen war.

Erst in der zwölften Klasse war ich mir dann sicher mit meinem jetzigen Studiengang und zum Glück auch happy. Doch mein Plan, zumindest zeitlich, war ursprünglich ein anderer und ich bin auch sehr traurig darüber, dass ich bisher noch nicht die Chance hatte, Erfahrungen im Ausland sammeln zu können. Denn wie Katharina Friedrich im Interview gesagt hat: „Wenn nicht jetzt, machen wir es vielleicht nie.”

Doch was mal deutlich gesagt werden sollte: Die heutige Generation wird mit ihren Auslandsplänen immer als eine Generation abgestempelt, die nur Urlaub machen will. Doch was ist so schlimm daran, Erfahrungen in anderen Ländern zu sammeln? Man kann nichts verlieren, nur sehr viel Neues dazulernen. Das hat nichts mit faul sein zu tun. Zweitens: Wenn jemand noch während der heißen Phase im Abitur oder eben danach noch nicht weiß, was er im besten Fall sein ganzes Leben lang machen will, dann ist das auch vollkommen okay.

Sicher teilen viele andere mit mir die Angst, Zeit verschwendet zu haben, wenn man etwas abbricht, was nicht das Richtige für einen war.

Dann darf diese Person sich die Zeit nehmen, um darüber nachzudenken. Es sollte nicht noch mehr Druck durch Nachfragen und Belehrungen ausgeübt werden, als die betroffene Person nicht selbst schon auf sich einübt. Und drittens: Wenn ich meine Mama und das Internet nicht hätte, dann wäre ich weder versichert, noch würde meine Steuererklärung gemacht werden. Wir bekommen in der Schule viele Dinge beigebracht und es gibt für alles noch irgendeine AG oder einen Kurs, wieso dann nicht regelmäßig auch dafür?

Zukunftsangst sollte nicht weiter von der Gesellschaft gefördert, sondern eher beruhigt werden, das gilt wahrscheinlich nicht nur für das Leben nach dem Abitur.

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