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Rheinland-Pfalz

Klimawandel sorgt für Trockenstress im Weinberg: Der Regen kam zur rechten Zeit

Weingut Volk in Spay
Diese Rebe im Weinberg der Familie Volk hat durch die Trockenheit schon etwas gelbe Blätter bekommen. Foto: Sascha Ditscher

Für den Spayer Winzer Jürgen Volk hat die Regenphase Ende Juli zur richtigen Zeit begonnen. Erste Reben hatten bereits unter dem trockenen Boden gelitten. Eine Bewässerung am Bopparder Hamm, wo Volk seine Flächen hat, war unter Winzerkollegen bereits ein Thema – doch ein solches Projekt ist langwierig.

Lesezeit: 8 Minuten
Als Ende Juli der Regen kommt, atmen die Winzer am Mittelrhein auf. "Der Regen wird viele Betriebe retten", sagt Maximilian Hendgen, Geschäftsführer des Weinbauverbands Mittelrhein. Doch ganz verkehrt ist das Jahr aus Winzersicht bisher nicht gelaufen. Anfang Mai gab es ausgiebige Niederschläge, die die Böden tief durchfeuchtet haben. "Davon konnten ...
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Intelligente Bewässerung: Zwei Pilotprojekte am DLR Mosel

In den Steillagen kann schon heute keine Neupflanzung mehr ohne Bewässerung großgezogen werden, sagt das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR). Bei der Behörde sind derzeit zwei Pilotprojekte für Bewässerung im Weinberg angesiedelt.

Am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel in Bernkastel-Kues laufen derzeit zwei Pilotprojekte für Weinbergbewässerung: eines in Kasel an der Ruwer, das andere in Maring-Noviand an der Lieser – beide liegen im Anbaugebiet Mosel. Die Projekte, so erklärt das DLR, wurden der Behörde im Rahmen von laufenden Flurbereinigungsverfahren zugesprochen. Bei den Pilotprojekten wird darauf geachtet, „in den Sommermonaten nicht in Konkurrenz zu treten mit der Trinkwasserversorgung beziehungsweise der privaten Wasserversorgung“, erklärt Torben Alles, Abteilungsleiter Landentwicklung und Ländliche Bodenordnung beim DLR, unserer Zeitung.

In Kasel wird ein Regenrückhaltebecken zu einem Speicherbecken mit 10.000 Kubikmeter Fassungsvermögen erweitert. Profitieren werden davon am Ende ein gutes Dutzend Winzer, wie Alles erläutert. Gespeist wird das Speicherbecken größtenteils mit Ruwer-Uferfiltrat, aber auch Regenwasser und Wasser aus der Außengebietsentwässerung sollen genutzt werden.

Ausgelegt sei die geplante Anlage für 24 Hektar Rebfläche. Für trockene Sommer werde von Mitte Juni bis Mitte August ein wöchentlicher Wasserbedarf von durchschnittlich acht Litern pro Rebe angenommen. Die neue Bewässerung soll intelligent und wassersparend sein. „Künftig kann man über das Handy auf einer App steuern, wann der Weinberg bewässert wird“, sagt Torben Alles.

Schon heute könne keine Neupflanzung im Steilhang mehr ohne Bewässerung großgezogen werden. „Junge Weinberge ohne Bewässerung kommen nicht oder über Jahre verzögert in Ertrag“, erklärt Alles, „und zeigen die gesamte Standzeit Minderleistung in Fruchtansatz und Zuckerleistung.“ Im trockenen Sommer 2022 wisse er von Anlagen bis ins zehnte oder zwölfte Standjahr hinein, die von Winzern bewässert wurden.

Die Gesamtkosten für das Projekt in Kasel liegen bei knapp 1 Million Euro, erklärt Alles. Für die Wasserentnahme und Erweiterung des Speicherbeckens, die Wasserführung zum jeweiligen Wingert sowie die Schläuche in den Flächen könne auf drei verschiedene Fördertöpfe zurückgegriffen werden – den Rest tragen die Winzer selbst. Die Kosten für die Winzer liegen laut Alles zwischen 1,50 und 1,80 Euro pro Quadratmeter – abhängig von der Topografie ihrer Flächen und davon, welche technische Infrastruktur benötigt wird, um das Wasser dorthin zu leiten.

In Kasel ist bereits ein Wasser- und Bodenverband gegründet worden, dem die Eigentümer der künftig bewässerten Flächen angehören. Der Verband sorgt nach der Flurbereinigung für die Unterhaltung der Anlage und regelt die Wasserverteilung, wie das DLR erklärt. „Wir hoffen, dass wir dieses Jahr noch Baurecht an der Ruwer bekommen“, sagt Alles, der dann mit einem Jahr bis eineinhalb Jahren Bauzeit rechnet.

Das Bewässerungsprojekt in Kasel helfe nicht nur den Winzern, sondern auch dabei, „die Biodiversität zu fördern und die Kulturlandschaft zu erhalten“, sagt Alles. Durch die Weinberge habe die Mosel eine einzigartige Kulturlandschaft, von der auch Tier- und Pflanzenarten profitieren. Glaube man den Klimaprognosen, so Alles, werde eine Bewässerung im Weinbau in Zukunft nötig.

Doch die Winzer dürften sich nicht darauf verlassen, dass der Bedarf über Projekte im Rahmen der Flurbereinigung gedeckt werde: Dazu gebe es an dieser Stelle nicht genug Etat, und es würde lange dauern. Aus seiner Sicht sollten die Winzer Kooperationen suchen, etwa mit Kommunen. Es geht für ihn auch um die Frage, wie bereits vorhandene Infrastruktur genutzt werden kann, um Wasser für Landwirtschaft und Weinbau zu speichern. csa

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