Koblenz

Das neue Verlagsgebäude: Zahlen und Fakten zum Neubau

Das neue Verlagsgebäude.
Das neue Verlagsgebäude. Foto: Jens Weber

Immer wieder in der 75-jährigen Geschichte der Rhein-Zeitung wurden mehrere Unternehmensteile räumlich vereint. Was die bescheidenen Anfänge aus purer Ermangelung notwenig machten, wurde am Standort Stegemannstraße schon aus logistischer Weitsicht so geplant. Schreiben, Drucken und Verteilen von einem Standort aus zu organisieren, ergibt im Kontext modernen Medienschaffens nicht nur wirtschaftlich, sondern auch vonseiten der betrieblichen Abläufe her Sinn.

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Je mehr die Rhein-Zeitung mit den Menschen im Erscheinungsgebiet verwuchs, desto größer wurde das Interesse von deren Seite, auch einmal „hinter die Kulissen“ zu schauen. In den 1990er-Jahren begann man, zunächst Vereine, Werbegemeinschaften und interessierte Unternehmen ins Druckhaus einzuladen, seither hat das Interesse am Produktionsprozess nicht nachgelassen. Bis heute begrüßt die Rhein-Zeitung ihre Leserinnen und Leser im Druckhaus, inzwischen längst am neuen Standort in der Mittelrheinstraße.

Die Entwicklung und Vergrößerung der Rhein-Zeitungs-Familie erinnert an einen natürlichen Prozess. Das Druckhaus als Treiber des Ortswechsels wird ausgelagert und erschließt als „Pionier“ ein neues Gelände. Dort verwurzelt, rückt der restliche „Organismus“ nach und besiedelt anschließend erfolgreich die neue Heimat. Jedes Mal ein Stückchen besser, effizienter und an einigen Stellen größer.

Der Gedanke an die Zukunftsfähigkeit lag auch dem Entscheid 2010, an einem neuen Standort ein Druckhaus zu errichten, zugrunde. Nach dem Bau und der Erweiterung des Druckzentrums im Jahr 2018 stand fest, dass der Standort an der A 61 zum modernen Medienstandort entwickelt werden sollte. Die mittlerweile stark angewachsene Mittelrhein-Verlags-Familie arbeitete zu dieser Zeit von verschiedensten Standorten aus. Druck- und Logistikdienstleistung waren und sind in der Mittelrheinstraße im Gewerbegebiet an der A 61 tätig, der MRV mit Rhein-Zeitung und rz-Media am Standort August-Horch-Straße 28, der Verlag für Anzeigenblätter VfA im Medienhaus in Mülheim-Kärlich, der rz-Leserservice in der August-Horch-Straße 10. Das Gelände in der Mittelrheinstraße, zunächst nur für den Bau des Druckzentrums vorgesehen, hatte das Potenzial, deutlich mehr der verstreuten Familie aufzunehmen als nur die Drucker, aber ein Bau dieser Größenordnung ist eine gewaltige Investition, die nicht einfach von der Hand geht – vor allem nicht, wenn sich eine Druckhauserweiterung „dazwischenschiebt“. Die Pläne für das neue Verlagsgebäude lagen also zunächst auf Eis, das Gebäude in der August-Horch-Straße war zwar in die Jahre gekommen, aber funktional und verbunden mit der Rhein-Zeitung wie kaum ein anderes.

Der Impuls für den Neubau kam von außen um perfekten Zeitpunkt. Die Erweiterung des Druckhauses war abgeschlossen und das Gelände an der A 61 ausreichend groß. Die Rhein-Zeitungs-Familie hatte keine räumliche Not. Wer allerdings zu diesem Zeitpunkt Platzprobleme hatte, war die benachbarte Compugroup, die auf Expansionskurs dringend neue Gelände und Gebäude suchte. Da fiel es leicht, an den ursprünglichen Gedanken, die verschiedenen Unternehmensteile zusammenzuführen, anzuknüpfen und die Idee vom neuen „Haus, das Zeitung macht“, wieder aufleben zu lassen.

Modernes Arbeiten für alle

Eines stand von Beginn an fest: Das neue Gebäude sollte die Ansprüche an modernes Arbeiten ebenso erfüllen wie eine Heimat für junge und altgediente Mitarbeiter sein. Ein Arbeitsumfeld, in dem man viele Stunden täglich verbringt, muss viele Ansprüche erfüllen. Hinzu kam die Herausforderung, ein neues Gebäude innerhalb wenig mehr als einem Jahr zu errichten. Die Wahl des geeigneten Partners war schnell getroffen. Mit dem Unternehmen Goldbeck hatte man nicht nur einen enorm erfahrenen Generalunternehmer gefunden, er brachte auch gleich das modulare Bauen mit in das Projekt. Nur auf diese Art, da ist man sich in der Planungsebene des MRV einig, war es überhaupt möglich, ein so ehrgeiziges Bauvorhaben in so kurzer Zeit zu realisieren. Als Geschäftsführer Thomas Regge beim Spatenstich im Oktober 2020 sagte „Und warten Sie es ab, in einem Jahr arbeiten wir hier,“ löste das bei den Anwesenden bestenfalls ein mildes Schmunzeln aus. Das dürfte bei den meisten inzwischen ehrlichem Staunen gewichen sein, denn der Wunsch der Gesellschafter, ein modernes Arbeitsumfeld für alle Mitarbeiter zu schaffen, stand unter einem guten Stern in stürmischen Zeiten. Die modulare Bauweise, bei der ganze Gebäudeteile vorgefertigt angeliefert und am Ort montiert werden, erwies sich als zeitsparend, und während sich in der ganzen Welt Lieferengpässe auftaten, ausgelöst durch die Corona-Krise und das Einkaufsgebaren zweier Wirtschaftsmächte, „surfte“ das Bauprojekt des MRV immer „vor der Welle“.

Das neue Gebäude erfüllt die Ansprüche an modernes, flexibles und digitales Arbeiten. Der Bauplan schafft verschiedene Zonen, die wahlweise Konzentration und Ruhe zulassen und an anderen Stellen Raum für Kommunikation und gemeinschaftliches Arbeiten fördern. Das Konzept ist hochmodern und vielfach erprobt. Open Space geht weg vom Prinzip des kleinen Büros und bietet mobil arbeitenden Kolleginnen und Kollegen zu jeder Zeit genau das, was sie gerade benötigen. Was von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zunächst skeptisch betrachtet wurde, hat sich gerade in Zeiten von Corona als gangbare Lösung erwiesen. „So schwierig es auch war, das mobile Arbeiten in Corona-Zeiten hat in Sachen Akzeptanz dieser Form des Arbeitens einen gewaltigen Schub gegeben“, sagt Sabine Breidenich, die als Assistentin der Geschäftsführung des MRV das Projekt ganz intensiv begleitet hat.

Wer vor dem neuen Verlagshaus steht, dem fällt eines sicherlich direkt auf. Es ist deutlich kleiner als das Gebäude in der August-Horch-Straße. Jeder Umzug bietet die Gelegenheit zu prüfen, was man alles wirklich benötigt und was man als Ballast abwerfen kann. Genau das taten die „Bewohner“ der August-Horch- Straße und nahmen viele schöne Erinnerungen, aber nur die nötigsten Dinge mit in das neue Gebäude. Flächenintensive Bauweise ist nicht mehr zeitgemäß, da sind sich alle einig, eine gute Atmosphäre der „Arbeitswohnfläche“ ist wesentlich wichtiger. Dazu trägt auch die Cafeteria im Erdgeschoss bei, die mit ihrer Außensitzfläche ein weiterer Meeting-Point in einem Haus ist, das Kommunikation in seinen Genen trägt. Das neue „Haus, das Zeitung macht“, atmet diesen Gedanken.