90 Jahre Nürburgring: Die Legenden der 80er – Rockgitarren dröhnen
21 identische Mercedes-Benz 190 E, 120 000 Zuschauer: Das war das Eröffnungsrennen der neuen Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings im Jahr 1984. Foto: Daimler AG
Was für ein Jahrzehnt hat der Nürburgring da bitte schön erlebt: Rückkehr der Formel 1, Geburt späterer Legenden wie Ayrton Senna und Michael Schumacher, von Rock am Ring und Truck-Grand-Prix. In der 90-jährigen Geschichte des Nürburgrings sind die 1980er-Jahre eine ganz besondere Zeit. Mit der Pressestelle des Nürburgrings blickt die RZ auf diese Dekade zurück.
Lesezeit: 3 Minuten
Die 80er waren schlicht und einfach großartige Jahre für Motorsport- und Rockmusikfans am Nürburgring. Die Meisterschaften waren voller faszinierender Autos, in denen echte Fahrerpersönlichkeiten am Lenkrad drehten: Nelson Piquet, Keke Rosberg und Niki Lauda in der Formel 1 sowie Jochen Mass, Jacky Ickx und der unvergessene Stefan Bellof in der ...
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Bellofs Fabelrekord: Mit 200 km/h im Schnitt über die Nordschleife
Es ist ein Rekord, der vermutlich für die Ewigkeit bestimmt ist: Im Zeittraining für das 1000-Kilometer-Rennen 1983 brettert Stefan Bellof mit mehr als 200 km/h im Schnitt über die Nordschleife. Für die 20,832 Kilometer braucht er 6:11,13 Minuten. Eine Zeit, die bis heute unerreicht ist. Viele Fahrerkollegen und Experten halten ihn für den schnellsten Fahrer seiner Generation.
Beim Bau der neuen Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings hatten die Macher, auch mit Blick auf das Gastspiel der Sportwagen-Weltmeisterschaft, eine ungewöhnliche Baumaßnahme vollzogen. Die Tribüne T 13 mit provisorischer Boxenanlage gehörte zum allerersten Bauabschnitt. Mit der – ebenfalls neu angelegten – Verbindung zwischen Hohenrain und Hatzenbach maß die Nordschleife nun noch 20,832 statt der einst 22,835 Kilometer.
Auf dieser verkürzten Variante erwischte Bellof eine freie Runde und tauchte nach jenen sagenhaften 6:11,13 Minuten wieder an Start/Ziel auf: Es war die Pole Position für das Porsche-Werksteam, das den jungen Fahrer für die Saison 1983 neu neben Derek Bell verpflichtet hatte.
Im Rennen selbst stellte der Gießener in seinem Porsche 956 zwar auch in 6:25,910 Minuten (194,33 km/h) den offiziellen Rundenrekord für diese Streckenvariante auf. In der 19. Runde aber passierte es: Im Abschnitt Pflanzgarten hob sein Porsche ab und zerschellte an der Leitplanke. Bellof blieb unverletzt.
Den Sieg auf dem Nürburgring holte das Porsche-Duo Bellof/Bell dann ein Jahr später nach: 1984 gewannen sie das erste jemals ausgetragene 1000-Kilometer-Rennen auf dem Grand-Prix-Kurs. Sie siegten nach 207 Runden im Porsche 956 – und Bellof schloss die Saison sogar als Weltmeister ab. Es sollte sein letzter großer Erfolg bleiben. 1985 kam der 27-Jährige bei einem Sportwagen-WM-Lauf im belgischen Spa-Francorchamps ums Leben, als er versuchte, in der Senke Eau Rouge Jacky Ickx zu überholen. Dieses Manöver galt damals als unmöglich.
Am Ring haben sie Bellof eine besondere Ehre zuteil werden lassen: Ein Streckenabschnitt ist nach ihm benannt. Die Nordschleifen-Kurvenkombination zwischen dem Sprunghügel im Pflanzgarten und dem Streckenabschnitt Schwalbenschwanz heißt seit August 2013 Stefan-Bellof-S und erinnert somit daran, dass der leider viel zu früh verstorbene Pilot der erste und bis heute einzige Pilot ist, der die Nordschleife mit einem Schnitt von mehr als 200 km/h umrundete.
Neben Bellof hat der Ring nur zwei weiteren Fahrerlegenden einen Abschnitt gewidmet: Rudolf Caracciola (Caracciolakarussell, Nordschleife) und Michael Schumacher (Michael-Schumacher-S, Grand-Prix Strecke). Jan Lindner